Pressemitteilung | IZW | 04-10-2000

Internationales Treffen der Zoo- und Wildtierforscher

Das Wohlergehen von Tieren ist ein Schwerpunkt auf dem 3. Internationalen Symposium über die Physiologie und Ethologie von Wild- und Zootieren vom 4.-7. Oktober in Erkner bei Berlin mit 200 Wissenschaftler aus 20 Ländern

Veranstalter ist das Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) gemeinsam mit der European Association of Zoos and Aquaria (EAZA)

Ob ein Tier in Gefangenschaft gesund und reproduktiv ist, lässt sich relativ leicht erkennen. Doch ob es sich im Gehege und im sozialen Gruppengefüge wohl fühlt, ist schwer festzustellen. Es gibt keine Norm, kein unmissverständliches Signal vom Tier.

In der Fachwelt ist die Meinung über das objektive Einschätzen des Wohlergehens von Tieren geteilt. Die Forscher versuchen, bestimmte Regeln aus dem Verhalten der Tiere abzuleiten. Auch die Messung physiologischer Parameter (Stresshormone, Antikörpermengen...) kann Aufschluss geben. In einem Plenarvortrag (Freitag, 6. Oktober 8.30 Uhr) wird die Verhaltensforscherin Jane Hurst aus England am Beispiel von Säugetieren zu den subjektiven und objektiven Kriterien des "animal welfare" sprechen und neue Lösungsansätze vorstellen.

Das in diesem Jahr zum dritten Mal vom Berliner Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) veranstaltete Symposium über die Physiologie und Ethologie von Wild- und Zootieren ist ein einzigartiges Forum, auf dem sich rund 200 Teilnehmer aus 20 Ländern (durch finanzielle Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft können auch 12 Wissenschaftler aus Russland und Litauen teilnehmen) in mehr als 140 Beiträgen über neue Erkenntnisse ihrer Disziplinen austauschen. So geht es im Rahmen der Reproduktionskontrolle bei Zootieren, einem weiteren Schwerpunkt des IZW-Symposiums, um die Entwicklung von jungen Elefanten oder die Geburtenkontrolle beim Fuchs und Luchs durch Immunkontrazeption. Die Einbeziehung genetischer Analysen in das Wildtiermanagement (Beispiel Orang-Utan) und die Populationsanalyse von nur noch in wenigen Exemplaren existierenden Arten (Beispiel Saiga-Antilope) spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Neben exotischen Tierarten erfreuen sich aber auch unsere heimischen Tiere wie Reh und Feldhase der Aufmerksamkeit der Spezialisten.

Die Wahl der Themen zeigt, daß das Berliner Insitut für Zoo- und Wildtierforschung eine international führende Rolle in dem Bemühen spielt, Veterinärmedizin und Wildtierbiologie zusammenzuführen, um das Verhalten und Wohlbefinden von Tieren objektiv zu beurteilen.

Neben dem von Jane Hurst genannten gibt es vier weitere Plenarvorträge zu folgenden Themen:

  • Ökologie und Erhalt des Etoscha-Ökosystems in Namibia (Dr. P. Stander, Namibia)
  • Reproduktionsphysiologie und Endokrinologie bei Elefanten (Prof. L.E.L. Rassmussen, Oregon, USA)
  • Management kleiner Zootierpopulationen (Dr. M. Jordan, Hampshire, U.K.).
  • Vergleichende Strategien der Nahrungswahl bei Huftieren (Dr. P. Duncan, Chizé, Frankreich)

Ein schon traditioneller Bestandteil des Symposiums sind Workshops (am Nachmittag des 7. Oktober), die sich folgenden Fragestellungen zuwenden:

  • Wohlergehen der Tiere in Zoos und Gehegen
  • Reproduktionskontrolle seltener oder Überhand nehmender Tiere>
  • Chrono-Ethologie und Chrono-Ökologie (biologische Zeitstrukturen als Ausdruck artspezifischer und individueller Anpassungsleistungen)
  • nicht-invasives Monitoring von Stresssituationen
  • Management kleiner Wildtierpopulationen
  • Anwendung von Ultraschall beim Artenschutz (mit praktischen Untersuchungen in der supermodernen Sektionshalle des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung).

Ein Ausflug in den Berliner Zoo beschließt am 7. Oktober die Veranstaltung.

Weitere Informationen:
www.izw-berlin.de