Pressemitteilung | MBI | 09-04-2001

Neue Hautkrebs-Laserdiagnostik auf dem Weg in die Klinik

Physiker des Max-Born-Instituts und Mediziner der Ruhr-Universität Bochum schufen die Grundlagen

Der schwarze Hautkrebs (malignes Melanom) hat eine der höchsten Zunahmeraten und ist einer der bösartigsten Tumore überhaupt. In fortgeschrittenen Stadien kommt er häufig einem Todesurteil gleich. Früherkennung ist deshalb von herausragender Bedeutung. Doch sind die bisher gängigen Diagnostikmethoden gerade für eine Früherkennung nicht zufriedenstellend.

Das könnte sich bald ändern. In mehrjähriger Forschungsarbeit haben Physiker des Berliner Max-Born-Instituts (MBI) und Mediziner der Dermatologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum die Grundlagen für ein neues, nicht-invasives Verfahren der Krebserkennung erforscht, dessen Herzstück ein Femtosekundenlaser* ist. Mit diesem Laser ist es möglich, das entartete Gewebe selbst im frühesten Entstehungsstadium mit hoher Sicherheit zu identifizieren. Der Diagnosevorgang beruht darauf, dass das kranke Gewebe durch eine genau dosierte Laseranregung zu einem charakteristischen ultraschwachen Leuchten gebracht wird. Dabei kann -wie Dr. Dieter Leupold, Projektleiter im Max-Born-Institut, mitteilt - durch die von ihm verwendeten extrem kurzen Laserimpulse zwischen gutartigen Pigmentkonzentrationen und dem malignen Melanom unterschieden werden. Der Unterschied, sozusagen die "Antwort" des Hautgewebes, bildet sich in Form eines charakteristischen Spektrums ab.

Nachdem die Grundlagenuntersuchungen zunächst mit Laboraufbauten an den ortsfesten Femtosekundenlasern des MBI-Applikationslabors stattgefunden hatten, wollen die Forscher nun zusammen mit zwei mittelständischen Berliner Unternehmen ein mobiles Diagnostikgerät entwickeln, um diesem Hautkrebs-Früherkennungsverfahren den Weg in die klinische Anwendung zu ebnen. Die erste Phase eines entsprechenden Projekts wurde gerade erfolgreich abgeschlossen: der Test von Baugruppen für ein handliches Gerät einschließlich mobilem, speziell adaptiertem Femtosekundenlaser. Eine Verfahrenserweiterung ermöglicht jetzt sogar eine doppelte Diagnosesicherheit, und die zuständige Ethikkommission hat das Verfahren für Untersuchungen am Menschen zugelassen.

Damit ist der Weg frei für die klinische Erprobung. Diese wird in einem Jahr in Bochum erfolgen, bis dahin soll das komplette Gerät fertig und getestet sein.

Die Geräteentwicklung hat die in Berlin-Adlershof ansässige Firma LTB Lasertechnik Berlin GmbH im Zusammenwirken mit der Elektronikfirma Becker & Hickl GmbH, Berlin, übernommen.

Das gesamte Vorhaben wird gefördert von der TSB Technologiestiftung Berlin, die in diesem Verbundprojekt ein für die Entwicklung des Hochtechnologiestandortes Berlin beispielhaftes Zusammengehen von Grundlagenforschung und Unternehmen auf dem Gebiet der optischen Technologien und der Medizintechnik sieht.

* 1 Femtosekunde fs = 10-15 oder 0,000 000 000 000 001 Sekunden