Pressemitteilung | FVB | 19-05-2017

Der Forschungsverbund Berlin feiert seine 25-jährige Erfolgsstory

Lebendig und locker, lehrreich und lustig – so präsentierte sich der Forschungsverbund Berlin zum 25-jährigen Gründungsjubiläum. Am 18. Mai strömten die Teilnehmer morgens in die Urania zu Festakt, Symposium und LabSlam. Im Foyer präsentierten sich die acht Institute, die sich 1992 zum Forschungsverbund Berlin (FVB) zusammen geschlossen hatten, mit Info-Ständen. Im voll besetzten großen Humboldt-Saal begrüßte Professor Dr. Volker Haucke die Gäste: hochrangige Vertreter aus Politik und Wissenschaft, Institutsmitarbeiter, aber auch Schülerinnen und Schüler, mit Worten von Hermann Hesse. „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, zitierte der Vorstandssprecher und Direktor am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) das Lebensmotto des zu feiernden Verbunds. Als Provisorium gedacht, habe sich der Zusammenschluss aus acht Forschungsinstituten der ehemaligen DDR-Akademie der Wissenschaften nicht nur als lebensfähig, sondern als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. „Grund genug, heute gemeinsam mit Ihnen zu feiern“, sagte Haucke.

Der Forschungsverbund Berlin feiert seine 25-jährige Erfolgsstory

Der Chor des Forschungsverbundes Berlin beim Festakt in der Urania.|Foto: Volkmar Otto

 

Lebendig und locker, lehrreich und lustig – so präsentierte sich der Forschungsverbund Berlin zum 25jährigen Gründungsjubiläum. Am 18. Mai strömten die Teilnehmer morgens in die Urania zu Festakt, Symposium und LabSlam. Im Foyer präsentierten sich die acht Institute, die sich 1992 zum Forschungsverbund Berlin (FVB) zusammen geschlossen hatten, mit Info-Ständen. Im voll besetzten großen Humboldt-Saal begrüßte Professor Dr. Volker Haucke die Gäste: hochrangige Vertreter aus Politik und Wissenschaft, Institutsmitarbeiter, aber auch Schülerinnen und Schüler, mit Worten von Hermann Hesse. „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“, zitierte der Vorstandssprecher und Direktor am Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP) das Lebensmotto des zu feiernden Verbunds. Als Provisorium gedacht, habe sich der Zusammenschluss aus acht Forschungsinstituten der ehemaligen DDR-Akademie der Wissenschaften nicht nur als lebensfähig, sondern als ausgesprochen erfolgreich erwiesen. „Grund genug, heute gemeinsam mit Ihnen zu feiern“, sagte Haucke.

Beim Schlendern durch das dicht bevölkerte Foyer ließ sich allerlei Interessantes entdecken. So der Stand von MINT Impuls mit Vorstand Ingrid Elbertse. Sie informierte über das in Friedrichshain angesiedelte Projekt, bei dem Unternehmer, Wissenschaftler oder Studierende an Schulen kommen, um über ihre MINT-Praxis zu erzählen. Ebenfalls spannend war es, an den Ständen der Forschungsinstitute auch komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge nachvollziehen zu können. Von Laserstrahlen und -verstärkern, über das Labor im Stechlinsee, Kristallzüchtung, maßgeschneiderte Nanomaterialien bis zur mathematischen Simulation von Halbleiterlasern reichten die Themen.

Besonderer Blickfang war ein lebensgroßes braun-graues Wolfsmodell, mit dem das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) die Rückkehr der Raubtiere demonstrierte. 150 Jahre lang waren Wölfe in Deutschland ausgerottet, jetzt erobern sie Reviere zurück. Problematisch kann es sein, wenn die eigentlich scheuen Wildtiere Wohngebieten zu nahe kommen. Das liege meist am falschen menschlichen Verhalten, etwa dem Füttern von Jungtieren, war am Stand zu erfahren.

Vom unangebrachten wie auch vom sinnvollen Handeln, allerdings beim Angeln, sprach Prof. Dr. Robert Arlinghaus, Gruppenleiter für Binnenfischereiwissenschaften am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und Professor an der Humboldt Universität (HU)  Berlin. „Ein kleines bisschen Anglerlatein“ hieß sein Vortrag beim mittäglichen Symposium, das in jeweils zehnminütigen Referaten Highlights aller acht FV-Institute präsentierte. Bei Arlinghaus ging es vor allem um nachhaltige Angelfischerei, speziell von  positiven oder negativen Effekten durch Fischbesatz.

„Rechts oder links“, das war die zentrale Frage, die Professorin Dr. Olga Smirnova stellte. Die Arbeitsgruppenleiterin am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) und Professorin an der TU Berlin, meinte ihre Frage nicht politisch, sondern bezog sich auf elementare Prinzipien. „Chirale“ Moleküle sind chemisch identisch, doch nicht deckungsgleich. Sie ähneln einander wie Bild und Spiegelbild und unterscheiden sich in ihrer optischen Aktivität, sind also rechts- oder linksdrehend. Das MBI-Team hat eine neue optische Methode zum Nachweis chiraler Moleküle entwickelt. Sie ist viel empfindlicher als die üblichen Verfahren und erfasst den chiralen Charakter mittels Lichtpulsen von weniger als 1 Femtosekunde (billiardstel Sekunde) Dauer.

Ebenfalls von sehr kleinen Objekten, und zwar im Maßstab von millionstel Millimetern, sprach HU-Prof. Dr. Henning Riechert. Der Direktor des Paul-Drude-Instituts (PDI) erklärte, wie derart winzige Strukturen, Nanodrähte etwa, erforscht und beispielsweise für Halbleiter genutzt werden können. Ebenfalls durch Epitaxie, gezieltes kristallines Schichtwachstum also, stellen die Experten des FBH (Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Hochfrequenztechnik) hocheffiziente Schalttransitoren her. Wie Dr. Joachim Würfl, Leiter des Bereichs Galliumnitrid (GaN)-Elektronik, ausführte, kann allein die Erhöhung des Wirkungsgrades der GaN-Transistoren von 96 auf 98 Prozent zwei Kraftwerke in der EU überflüssig machen.

Als Lotse in die Kristallzeit fungierte Dr. Günter Wagner, Abteilungsleiter Schichten & Nanostrukturen am Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ). Aus Kristallen wie Galliumoxid, Aluminiumnitrid oder Galliumarsenid aufgebaute Laser seien zu „Herzstücken moderner Technologie“ geworden und das IKZ weltweit führend in der Züchtung von Kristallschichten. Wie nützlich mathematische Modelle für die Erklärung praktischer Phänomene sein können, zeigte Dr. Clemens Guhlke, Wissenschaftler am WIAS (Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik). Das WIAS-Team wollte herausbekommen, wie die Entladung von Li-Ionen-Batterien konkret vor sich geht. Die mathematische Modellierung zeigte überraschenderweise, dass sich die Lithium-Teilchen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, ent- oder aufladen. Dieses Ergebnis könnte Batterien sicherer machen und der Entwicklung von Elektroautos einen Schub geben, wie Guhlke betonte.

Ebenfalls praktischen Nutzen verspricht hochaufgelöste 3D-NMR-Spektroskopie, um herauszufinden, mit welchen Methoden die Bakterien angreifen. „Das System für die Injektion krankmachender Substanzen in die Wirtszellen ist bei vielen Bakterien gleich“, erklärte HU-Prof. Dr. Adam Lange, Abteilungsleiter am Leibniz-Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP). Die Spektren zeigten, dass sich Hunderte von Proteinen zu hochkomplexen Bioaggregaten zusammenlagern, bis eine nadelähnliche Struktur von nur zwei Nanometern Durchmesser entsteht. „Könnte man einen Wirkstoff finden, der diese Injektionsnadeln verstopft, wäre das interessant für die medizinische Forschung“, sagt Lange. Der Reihentest chemischer Substanzen, wie er am FMP per Roboter möglich ist, könnte zu neuen Wirkstoffen verhelfen.

Ohne zusätzliche Wirkstoffe kommen die weiblichen Tüpfelhyänen aus, um die männlichen Artgenossen zu dominieren. Ihre Stärke resultiere aus dem sozialen Zusammenhalt der Weibchen sowie der Anatomie ihrer Geschlechtsorgane, die die Paarung für die Männer schwierig und vom Goodwill der Weibchen abhängig macht, sagte FU-Prof. Dr. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Da helfen den Männchen auch höherer Testosterongehalt und Körpergröße nicht.

Im Festvortrag informierte Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken (DFKI) die Gäste auf den neuesten Stand beim Thema Künstliche Intelligenz. Im Internet frei zugängliche Programme wie „Tensorflow“ könnten beispielsweise erkennen, was eine Katze ist oder welche Pflanze gerade mit dem Handy aufgenommen wurde, sagte Professor Wahlster, der auch Präsident der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) ist. Die zweite Welle der Digitalisierung werde durch den Übergang von programmierten zu selbstlernenden Systemen charakterisiert. Hier sieht der Informatiker Engpässe durch fehlende Programmierer, Wissensbasis oder Trainingsdaten, doch beispielsweise beim autonomen Fahren auch große Fortschritte. Dabei sei Deutschland mit 58 Prozent der Patente als technologischer Wegbereiter weltweit führend. Wahlster schloss seinen anschaulichen Vortrag mit dem vielbelachten Bonmot: „Künstliche Intelligenz ist noch lange nicht besser als menschliche Intelligenz, aber viel besser als natürliche Dummheit.“

Viel zu lachen gab es auch beim LabSlam, bei dem die Institute des FVB paarweise gegeneinander antraten. Vier Institute bildeten das Team „Hell“, die andern vier waren „Dunkel“. Die Bezeichnung orientierte sich daran, ob die jeweilige Institutsforschung schwerpunktmäßig mit Licht zu tun hatte oder nicht. Dr. André Lampe, Moderator und Physiker, rief die Duelle auf. „Hell“ gewannen zwar mit 4:0, doch am Ende war sich das Publikum einig, dass alle Slammer den Sieg verdient hatten.

Bei dem lockeren Wettstreit wurde auch vieles von dem deutlich, was Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Prof. Dr. Peter Frensch, HU-Vizepräsident und der Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung, Steffen Krach, in ihren Grußworten angesprochen hatten. Von besonderer Innovationskraft war die Rede, die den als Provisorium geplanten und zur Erfolgsgeschichte gerierten Verbund auszeichne. Die 1992  getroffene, kluge Weichenstellung der Politik habe zu einem „Hot Spot der Innovation“ geführt, aus dem zahlreiche Ausgründungen und Start-Ups entstanden sind. „Vergleicht man die Leibniz-Gemeinschaft mit der Philharmonie, so ist der Forschungsverbund das Kammerorchester“, sagte Kleiner.

Dazu passte die musikalische Darbietung der „Science Singers“. Der FVB-Chor unter  Leitung von Sandra Gallrein beschrieb zunächst mit der oft wiederholten Liedzeile „Kasar mie la gaji“ des Venezolaners Alberto Grau die von Umweltsorgen erschöpfte Erde, um später mit „Logik“, einer Suite von Johannes Matthias Michel nach Gedichten von Joachim Ringelnatz, Hoffnung auf mögliche Lösungen zu verbreiten.

Dies kann nur in Zusammenarbeit mit der Jugend funktionieren und so stimmten Interesse und aktive Mitarbeit zahlreicher Berliner Schülerinnen und Schüler hoffnungsvoll, etwa vom Chemie-Leistungskurs des Robert-Havemann-Gymnasiums in Karow oder vom Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Prenzlauer Berg. Sie sind auch im „Gläsernen Labor“ in Berlin-Buch aktiv, das vom Max-Delbrück-Centrum und dem FMP unterstützt wird. An dessen Stand rieben die jungen naturwissenschaftlich Interessierten Schalen von Zitrusfrüchten ab und fertigten einen Extrakt aus ätherischen Ölen an. Wer von den übrigen Besuchern aktiv mitmachte, konnte den Duft mit nach Hause nehmen. Eine angenehme Erinnerung an einen informativen und genussreichen Festakt.

Paul Janositz