Pressemitteilung | IGB | 16-06-2020

Rind vs. Flusspferd: Dung in Flüssen der Savanne

In vielen Regionen der Welt wurden Wildtiere durch die Viehzucht verdrängt, wie beispielsweise in Kenia die Flusspferde von großen Rinderherden. Das kann aquatische Ökosysteme aufgrund der erheblichen Unterschiede in der Menge und Art des Eintrags von Dung verändern. Forscher*innen von der University of Eldoret in Kenia, der Universität Innsbruck und dem IGB haben sich den Dung von Flusspferd und Rind deshalb genauer angeschaut.

Flusspferde im Mara-Fluss in Kenia. | Foto: Gabriel Singer

In Binnengewässern gehört der Eintrag organischen Materials vom Umland zum natürlichen Stoffkreislauf. In den gemäßigten Breiten ist es – natürlicherweise – der Laubfall, der Nährstoffe in Gewässer einbringt, in den Flüssen der afrikanischen Savanne sind es die Flusspferde mit ihrem Dung. Dung von Tieren kann Gewässer mit Nährstoffen belasten und die ökologischen Funktionen von Gewässern beeinflussen. Die Verdrängung von Flusspferden durch Rinderherden verändert die Nährstoffeinträge in Gewässer und damit die Wasserqualität.

Professor Gabriel Singer, Dr. Frank O. Masese und Team untersuchten in Experimenten die Wirkungen der Nährstoff- und Kohlenstoffeinträge von Dung auf aquatische Ökosysteme. Die Forschenden entwickelten außerdem ein mathematisches Modell, um die Eintragsmengen an Dung durch Rinder und Flusspferde in den Mara-Fluss in Kenia zu vergleichen. Das einzelne Rind bringt zwar weniger Dung ins Gewässer als ein Flusspferd, viele Rinder führen jedoch dazu, dass der Einfluss dieser Tiergruppe stärker ins Gewicht fällt.

Rinderdung ist nährstoffreicher und regt das Wachstum von Pflanzen, Bakterien und Algen an

Im Vergleich gelangen mit dem Rinderdung auch höhere Mengen an Nährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und gelöster organischer Kohlenstoff in den Mara-Fluss. In den Versuchen konnten die Forschenden zeigen, dass durch den Rinderdung mehr pflanzliche Biomasse gebildet wird. Auch die Biomasse von Bakterien und Algen lag höher als beim Flusspferdedung. Das kann beispielsweise Nahrungsnetze im Fluss verändern.

„Allein durch den Austausch einer Tierart, die am Gewässerrand lebt, verändert sich der ökologische Zustand des Flusses. Wir zeigen mit unseren Ergebnissen die hohe artspezifische Bedeutung der verschiedenen großen Pflanzenfresser. Außerdem wird deutlich, wie Veränderungen in der Landnutzung oder der Zusammensetzung der Arten unbeabsichtigte Folgen haben, die bei Managementmaßnahmen erst einmal nicht im Fokus stehen, die man aber immer mitdenken muss. Insbesondere bei so wichtigen Ökosystemen wie den Gewässern der Savanne“, erklärt Gabriel Singer die Bedeutung der Untersuchung.

Frank O. Masese; Mary J. Kiplagat; Clara Romero González-Quijano; Amanda L. Subalusky; Christopher L. Dutton; David M. Post; Gabriel A. Singer
Hippopotamus are distinct from domestic livestock in their resource subsidies to and effects on aquatic ecosystems.
Proceedings of the Royal Society of London: Ser. B, Biological Sciences. - 287(2020)1926, art. 20193000.
https://doi.org/10.1098/rspb.2019.3000

Prof. Dr. Gabriel Singer
Gastwissenschaftler am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Professor für Aquatische Biogeochemie an der Universität Innsbruck
E-Mail gabriel.singerigb-berlin.de, gabriel.singeruibk.ac.at