Pressemitteilung | IZW | 02-04-2019

Fledermausforscher gesucht! Wo fliegen Abendsegler, Zwergfledermäuse und Mausohren durch die Berliner Nacht?

Berlin ist die Hauptstadt der Fledermäuse. Von den 25 in Deutschland vorkommenden Arten sind 18 in Berlin nachgewiesen – sehr unerwartet für eine Großstadt.

Fledermausforscher | Foto: Christof Häberle

Um mehr darüber herauszufinden, warum so viele Arten in Berlin leben und wo sie im Stadtgebiet unterwegs sind, führt das das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) ein bürgerwissenschaftliches Forschungsprojekt über Fledermäuse in Berlin durch und sucht dafür neugierige Berliner*innen, die auf die Suche nach Fledermäusen gehen. Die Teilnehmenden erhalten hierfür vom Leibniz-IZW einen Fledermausdetektor, mit dem sie entlang festgelegter Strecken in Berlin Fledermausrufe aufzeichnen. Wer mitmachen möchte, kann sich bis zum 28. April um die Teilnahme am Projekt bewerben.

Parallel zum Projekt ‚Wildtierforscher Berlin‘, in dem Bürgerwissenschaftler*innen terrestrische Säugetiere untersuchen,  konzentrieren wir uns in diesem Projekt auf die fliegenden Nachtjäger am Berliner Himmel: Fledermäuse. Normalerweise nehmen die Menschen die lautlosen Jäger kaum wahr, weil diese in der Dämmerung unterwegs sind und ihre Ultraschall-Rufe für das menschliche Ohr unhörbar sind. Mithilfe moderner Technik können sie aber belauscht werden. Für das Projekt „Fledermausforscher in Berlin“ erhalten interessierte Bürger*innen einen Fledermausdetektor, mit dem sie die Ultraschallrufe der Tiere aufzeichnen können. Die Rufe werden von Wissenschaftler*innen am IZW ausgewertet und den verschiedenen Fledermausarten zugeordnet. Auf der Projekt-Internetplattform erhalten die Teilnehmenden Hintergrundinformationen zu Fledermäusen in der Stadt und einen Einblick in die Rufauswertung. Darüber hinaus können Teilnehmende mit Hilfe von statistischen Tests ihre und die Daten aller Teilnehmenden auswerten und graphisch darstellen.

„Wir möchten mit diesem Projekt zum einen feststellen, welche Landschaftsstrukturen das Vorkommen von Fledermausarten in Berlin bestimmen, zum anderen aber natürlich auch den Teilnehmenden mehr über das Leben dieser faszinierenden Tiere in der Stadt nahe bringen“, erklärt Dr. Tanja Straka, Wissenschaftlerin im Projekt. Die Teilnehmer*innen haben dann die Möglichkeit, die Daten miteinander zu vergleichen und ihre Ergebnisse im Forum zu diskutieren. „Wir suchen Berliner*innen, die Lust haben, selbst zu Forschern zu werden und am gesamten wissenschaftlichen Prozess mitzuwirken, von der Datensammlung bis hin zur Auswertung und Interpretation der Ergebnisse“, sagt Projektleiterin Dr. Miriam Brandt.

Dieses Jahr wird es insgesamt zwei Durchgänge (Frühsommer 2019 und Herbst 2019) und im nächsten Jahr mindestens einen Durchgang (Frühling 2020) geben, wovon jeder Durchgang zwei Monate dauert. Die erste Feldphase startet Ende Mai 2019. Berliner*innen, die gern ihrem Forscherdrang nachgehen möchten und sich zutrauen, 2-3 km Strecke zurückzulegen, können sich vom 8. bis zum 28. April 2019 auf der Internetplattform www.fledermausforscher-berlin.de um eine Teilnahme am Projekt bewerben und aus 60 festgelegten Wegstrecken ihre Favoriten auswählen. Die Anzahl der Bürgerwissenschaftler*innen ist auf 60 begrenzt.

Das Verbundprojekt WTimpact

„Fledermausforscher in Berlin“ ist Teil eines größer angelegten Projekts, in dessen Rahmen das Leibniz-IZW seit Herbst 2018 auch ein bürgerwissenschaftliches Projekt zu terrestrischen Säugetieren in Berlin durchführt. Immer öfter arbeiten in Forschungsprojekten Wissenschaftler*innen und Bürger*innen zusammen. Man spricht bei dieser gemeinsamen Forschung auch von Bürgerwissenschaft oder Citizen Science (CS). Citizen Science-Projekte sollen zum einen den Wissenschaftler*innen helfen, Daten und Informationen zu gewinnen. Gleichzeitig sollen sie den Teilnehmer*innen Kenntnisse über das jeweilige Forschungsfeld und die wissenschaftliche Arbeitsweise vermitteln. Ob CS diese Anforderungen aber tatsächlich erfüllt, ist bisher nur wenig erforscht. „Das Projekt WTimpact hat deshalb noch eine weitere Ebene“, so Brandt. „Die Bürgerwissenschaftler*innen unterstützen uns dabei, mehr über das Forschungserlebnis der Teilnehmenden herauszufinden. Durch die Beantwortung von Fragebögen zeigen sie uns, was sie aus dem Projekt mitgenommen haben und tragen so dazu bei, bürgerwissenschaftliche Projekte in Zukunft so zu gestalten, dass Teilnehmende optimal davon profitieren.“ Zum Team gehören daher neben Naturwissenschaftler*innen auch ein Bildungsforscher und eine Sozialpsychologin.

WTimpact ist ein Verbundprojekt des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) in Berlin, des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS) in Leipzig, des Leibniz-Instituts für die Pädagogik der Naturwissenschaften und der Mathematik (IPN) in Kiel und des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM) in Tübingen. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17, 10315 Berlin

Dr. Miriam Brandt
Leiterin Verbundprojekt WTimpact
Tel: +49 30 51 68 109
E-Mail: brandtizw-berlin.de

Dr. Tanja Straka
Wissenschaftlerin in der Abteilung für Evolutionäre Ökologie
Tel: +49 (0)30 5168527
E-mail: strakaizw-berlin.de

Jan Zwilling
Wissenschaftskommunikation
Tel: +49 (0)30 5168121
E-mail: zwillingizw-berlin.de