Forschung | IGB | 27-01-2020

IGB Policy Brief: Stärken und Schwächen der Wasserrahmenrichtlinie

WRRL auf dem Prüfstand – IGB Policy Brief empfiehlt Festhalten an den Zielen und verbesserte Umsetzung in der Praxis

Landwirtschaft, Besiedlung, Straßen-, Schienen- und Schiffsverkehr: Gewässer und ihre Auen, wie hier zum Beispiel die Mosel, werden häufig stark genutzt. Daher sollten Gewässerschutz und Ressourcennutzung ausgewogener berücksichtigt werden. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) stellt dafür ein fachlich fundiertes und zielführendes Regelwerk dar. | Foto: Tama66/pixabay

Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) bietet weltweit einen der fortschrittlichsten Rechtsrahmen für das Gewässermanagement. Sollten ihre Ziele und Prinzipien in Frage gestellt werden, wäre ein wirksamer Gewässerschutz in Deutschland und der Europäischen Union (EU) ernsthaft gefährdet. Verbesserungen in der Umsetzungspraxis sind jedoch dringend notwendig. Zu diesem Urteil kommt das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Deutschlands größtes Forschungszentrum für Binnengewässer. Der jetzt veröffentlichte IGB Policy Brief erläutert Stärken und Schwächen der WRRL und zeigt Handlungsoptionen für Politik und Praxis auf.

Gemäß der WRRL sollen die Gewässer der EU bis spätestens 2027 in einen mindestens guten chemischen und ökologischen Zustand bzw. in ein gutes ökologisches Potenzial überführt werden. Seit Inkrafttreten vor 19 Jahren hat sich der Zustand der EU-Gewässer jedoch kaum nachweislich verbessert. Nach wie vor besteht bei 60 Prozent aller Gewässer in der EU Handlungsbedarf, in Deutschland sogar bei 93 Prozent der Fließ- und 73 Prozent der Stillgewässer.

„Die Gründe für diese schwache Bilanz liegen jedoch nicht in der Wasserrahmenrichtlinie selbst. Tatsächlich ist sie ein fachlich fundiertes und zielführendes Regelwerk. Die bisher sehr begrenzten ökologischen Verbesserungen weisen vielmehr auf nicht hinreichend austarierte Zielkonflikte zwischen Schutz und Nutzung und auf erhebliche Defizite in der praktischen Umsetzung hin“, erklärt Professor Mark Gessner, kommissarischer Direktor des IGB und Mitautor des IGB Policy Briefs.

Gewässerschutz als Querschnittsaufgabe in anderen Politikfeldern verankern

Das IGB kommt zu der Einschätzung, dass dringend neue integrierende Ansätze auf Ebene der Politik, Verwaltung und Umsetzungspraxis notwendig sind. Renaturierungsprojekte müssen deutlich großflächiger geplant werden – und die durchgeführten Maßnahmen wirksamer sein. Administrative Prozesse müssen systematisch verbessert und Verfahren zur Lösung von Zielkonflikten entwickelt und etabliert werden. Hierfür ist es elementar, die nachhaltige Gewässerbewirtschaftung konsequent als Querschnittsaufgabe in allen relevanten Politikfeldern zu verankern. Dies gilt besonders für die Bereiche Landwirtschaft, Energie (u.a. Wasserkraft), Verkehr (Schifffahrt), Bergbau und natürlich für den Hochwasser- und Naturschutz.

Ohne eine konsequent nachhaltige Bewirtschaftung und ökologische Verbesserung der Gewässer können ihre vielfältigen Funktionen als Lebensraum und Schlüsselressource Europas nicht erhalten oder wiederhergestellt werden. Der Nutzungsdruck schreitet ebenso rasant voran wie Klima- und Umweltwandel, einschließlich Biodiversitätsverlust. „Deshalb muss auch über 2027 hinaus strikt an den Prinzipien und Zielen der WRRL festgehalten werden“, fasst Mark Gessner zusammen und betont gleichzeitig, dass „ungeachtet der hervorragenden Grundlage erhebliche Verbesserungen in der Anwendung der Richtlinie in der Praxis erreicht werden müssen“.

Über den IGB Policy Brief zur WRRL

Das IGB hat sich 2019 im Rahmen des von der EU durchgeführten „Fitness Checks“ der WRRL an der Expertenkonsultation beteiligt. Der hier vorliegende IGB Policy Brief greift aus diesem Anlass sechs aus Sicht des IGB zentrale Punkte zu Stärken und Schwächen der WRRL auf und stellt diese Analyse für die öffentliche Diskussion zur Verfügung.

Lesen Sie den IGB Policy Brief zur Wasserrahmenrichtlinie >

„Forschen für die Zukunft unserer Gewässer“ ist das Leitmotiv des IGB. Dazu gehört die objektive und evidenzbasierte Information und Beratung von Politik, Behörden, Verbänden, Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und der Öffentlichkeit. Mit den IGB Policy Briefs macht das Institut forschungsbasiertes Wissen kostenfrei für die Öffentlichkeit zugänglich.

Outlines | IGB Policy Brief: Stärken und Schwächen der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL)
Der IGB Policy Brief empfiehlt ein Festhalten an den Zielen der WRRL und eine verbesserte Umsetzung in der Praxis – und zeigt Handlungsoptionen für Politik und Praxis auf.
IGB Policy Brief (PDF)

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Johannes Graupner
Wissenstransfer
E-Mail graupnerigb-berlin.de
Tel. 030 64181-703