Und genau das war es, was mich an dem Projekt reizte. Das schnelle Einarbeiten in ein mir bis dahin völlig fremdes Feld. Genau das, was ich bei meinem Einstieg in die Wissenschaft erwartete und auf dem Weg zu meiner Promotion immer wieder durchlaufe. Nun also ein Clip über das Institut für die Feierlichkeiten 30 Jahre Forschungsverbund. Selbst erst seit ein paar Monaten am Institut stürzte ich mich sofort in das, was ein Doktorand wohl am besten kann. Nachforschen. Was war das Ziel der Clips, was war das Format, wer ist das Filmteam?
Ich schaute in die Kurzfilme zur Science Show des letzten Jahres, die derselbe Kameramann, Giovanni Dominice, realisiert hatte. Das sah sehr gut aus. Ich begann, das Institut mit anderen Augen zu sehen. Nicht mehr als Wissenschaftler, der an seiner Apparatur sitzt und sich zu einem Experten entwickelt, sondern als Vermittler mit einer Außenperspektive. Was ist die Story „meines“ Instituts? Wie sieht das durch die Kamera aus? Kann ein Außenstehender das überhaupt verstehen?
Ich fand PDI-Projekte der Wissenskommunikation und erklärende Animationen vergangener Zeiten in Schubladen und auf Festplatten. Ich schaute nach geeigneten Drehorten im Institut - konnte sogar die Technologen davon überzeugen, die Kamera in den sehr sterilen Reinraum zu lassen. Das versprach sehr gute Bilder aus einer der Öffentlichkeit gewöhnlich verborgenen Welt.
We Think Further
Natürlich plante ich Aufnahmen im großen Labor der Molekularstrahlepitaxie (molecular beam epitaxy, MBE), denn hier, in der gezielten Herstellung von Nanomaterialien und deren Untersuchung, liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit. In diesem Labor erlebt man eine faszinierende Diskrepanz zwischen der Präzision der hergestellten Nanomaterialien, die atomlagengenau wachsen und dem Jule-Verne’schen Erscheinungsbild der hierfür notwendigen Anlage – tonnenschwere Stahlkolosse, in denen das erforderliche extreme Vakuum herrscht und Molekularstrahlen gezielt eingestellt werden. Der Anblick der Maschinen, der Sound der Pumpen, die Komplexität der Steuerung ist immer wieder atemberaubend. (Nicht zufällig zeigte unsere Einladung zur LangenNacht der Wissenschaften 2022 einen Ausschnitt aus einer solchen Epitaxieanlage mit all ihren Schläuchen, Drähten, Zugängen und Sichtfenstern – überdruckt mit „WTF?!“ – und kleingedruckt die Auflösung „We Think Further“).
Wechselseitige Kommunikation mit Nicht-Expert*innen
Ich wollte das beeindruckende Zusammenspiel der diversesten Techniken, Fertigkeiten, Ansätze und Menschen vermitteln. Mit dem garantierten Zugang zu den Laboren, einem Satz an Animationen und Ideen entstand nun endlich ein Skript für unseren Clip zur Diversität der Forschung. In einer Einleitung wird die Notwendigkeit der Forschung an Halbleitermaterialien erläutert und das PDI als ein wichtiger Akteur in seinem Forschungsfeld gezeigt. Daran schließt sich ein Einblick in die zentrale Wachstumstechnologie unseres Instituts an: die MBE-Anlage, in der unsere Halbleiter hergestellt werden. Dem folgt ein Schnelldurchlauf durch einige ausgewählte Analysemethoden in einem Tempo, das einen schwindlig werden lässt. Die Bilder des Filmes ergaben sich dabei während der Zusammenarbeit mit dem exzellenten Team zum Teil ganz spontan und organisch. Denn schon während des Drehens geschah das, was uns am Institut sehr wichtig ist: eine wechselseitige Kommunikation mit interessierten Nicht-Expert*innen.
Text: Moritz Hansemann
Der Artikel ist im Verbundjournal 119 | 2022 mit dem Schwerpunkt "30 Jahre FVB" erschienen.