Pressemitteilung | IZW | 23-02-2005

Pressegespräch: Landwirtschaft unterm Blätterdach

Abaca ist eine Art Banane, nur eignet sich die Frucht nicht zum Verzehr. Vielmehr liefert sie hochwertige Pflanzenfasern, die neuerdings im Fahrzeugbau eingesetzt werden. Autohersteller wie DaimlerChrysler nutzen Abaca bereits. Der Naturstoff ist billiger und leichter als Kunstfasern, außerdem kommt er aus einer nachhaltigen Landwirtschaft im tropischen Regenwald. Dort ist es so dunkel, dass herkömmliche Nutzpflanzen nicht wachsen. Bisher holzte man den Wald ab und verdiente doppelt Geld damit: durch das verkaufte Holz und den Anbau von Futterpflanzen. Diese Wirtschaftsform war alles andere als nachhaltig und die Gewinne blieben nicht bei der örtlichen Bevölkerung. Mit der Schattenpflanze Abaca ist das anders. Sie wird unter dem Blätterdach des Regenwalds angebaut und kann nach einem Jahr geerntet werden. Diese Art der angepassten Landwirtschaft sichert den Dorfgemeinschaften auf den Philippinen eine langfristige Einkommensquelle.


Über diese Form der Landnutzung, "Rainforestation" genannt, berichtet Prof. Friedhelm Göltenboth (Universität Hohenheim) bei der Jahrestagung. Er wird das Konzept auch beim Pressegespräch erläutern.


 

Landreform in Namibia: Wild statt Rind

Ein weiteres Thema der Tagung sind Ökosteme, die von Trockenheit geprägt sind. Namibia mit seinen Wüsten und Savannen steht beispielhaft dafür. Die Landnutzung dort ist derzeit von Rinder-Farmen geprägt. "Mehr und mehr setzt sich jedoch die Erkenntnis durch, dass einheimisches Wild besser ist", berichtet Prof. Ulrich Zeller von der Humboldt-Universität Berlin. Er forscht in Namibia und ist einer der Organisatoren der Jahrestagung. Bei der Nutzung des Wildes geht es nicht nur um Fleisch, sondern auch um Trophäen. Zeller: "Jagd ist ein sehr einträgliches Geschäft." Aus Sicht der Tropenökologen ist die Trophäenjagd durchaus wünschenswert, denn ein vergleichsweise kleiner Eingriff in das Ökosystem kann Tausende von Dollars ins Land bringen. "Allerdings müssen wir die Jagd in den Farmen und Wild-Parks wissenschaftlich begleiten", sagt Zeller, "denn die Versuchung, möglichst viele Tiere zu halten, ist groß." Solches "Overstocking" jedoch kann dem fragilen Ökosystem schaden.


Über die Tropenökologie in Savannen berichtet Prof. Ulrich Zeller bei dem Pressegespräch.


Weitere Themen der Jahrestagung sind wirtschaftliche Aspekte des Naturschutzes und menschliche Einflüsse auf tropische Ökosysteme generell. Folgende Experten stehen Ihnen beim Pressegespräch ebenfalls zur Verfügung:


 

Dr. Maritta von Bieberstein Koch-Weser

Die ehemalige Direktorin bei der Weltbank ist Gründerin der Umweltorganisation Earth 3000 und seit November 2003 auch Chief Executive Officer des "Global Exchange for Social Investment - GEXSi". GEXSi hat als internationaler Development Broker das Ziel, Investoren und Sozialunternehmer stärker in Armutsbekämpfung und Umweltstrategien einzubinden.


 

Prof. Heribert Hofer

Der Verhaltensökologe ist Direktor des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und Professor an der Freien Universität Berlin. Er erforscht unter anderem die menschlichen Einflüsse auf tropische Ökosysteme in Afrika, bei denen Schlüsselarten wie Raubtiere und Elefanten eine Rolle spielen.


 

Prof. Karl Eduard Linsenmair

Der langjährige Präsident der Gesellschaft für Tropenökologie (gtö) ist Inhaber des Lehrstuhls für Tierökologie und Tropenbiologie an der Universität Würzburg. Er zählt zu den führenden Tropenforschern Deutschlands. Arbeitsschwerpunkt ist die Biodiversitätsforschung in Westafrika (Elfenbeinküste, Burkina Faso, Benin), Malaysia und Indonesien.


Hintergrund zur Gesellschaft für Tropenökologie und zur 18. Jahrestagung


Seit ihrer Gründung 1987 bemüht sich die Gesellschaft für Tropenökologie (gtö), wissenschaftliche Exzellenz mit der Anwendung in der Praxis zu verbinden. gtö-Präsident Prof. Karl Eduard Linsenmair sagt: "Wir verdanken es ausschließlich Eigenschaften der belebten Natur, dass sich die Erde in einem Zustand befindet, der sie für uns bewohnbar macht. Viele der lebenswichtigen Ökosystem-Prozesse sind aber noch unverstanden." Die diversen Lebensgemeinschaften in den Tropen böten das ideale Forschungsfeld für die Klärung vieler grundlegender Probleme. "Dies ist einer der Gründe für den besonderen Stellenwert tropenökologischer Forschung", betont Linsenmair. Ein weiterer liegt auf der Anwendungsebene. Tropische Lebensgemeinschaften unterliegen derzeit dem stärksten Umwandlungsdruck. "Aus ihnen verlieren wir am rapidesten unser wichtigstes natürliches Kapital: die Vielfalt der Organismen", sagt Linsenmair. Eine der hier treibenden Kräfte sei das weitgehende Fehlen nachhaltiger Nutzungsmethoden. Eine der zentralen Aufgaben der Tropenökologie ist es daher, Wege zum raschen Abbau dieser Defizite aufzuzeigen.


Prof. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), fügt hinzu: "Naturschutz ist nur möglich, wenn die Interessen der lokalen Bevölkerung beachtet werden." Darum erforschen er und seine Kollegen in der gtö über disziplinäre Grenzen hinweg den Einfluss der Menschen auf die Populationen von Tieren und deren Habitate sowie den Erfolg von Schutzmaßnahmen. In den vergangenen Jahren habe ein Umdenken stattgefunden, erläutert Hofer, die lokale Bevölkerung werde stärker mit einbezogen. Das sei auch ein Beitrag zur Demokratisierung. "Wenn Dorfgemeinschaften etwa darüber entscheiden, wie sie ein bestimmtes Areal nutzen wollen, dann muss der Zentralstaat Macht abgeben", sagt Hofer. Enge Verbindungen bestehen daher zum Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ). Entwicklungsstaatssekretärin Dr. Uschi Eid ist Schirmherrin der Jahrestagung.


Die 18. Jahrestagung der Gesellschaft für Tropenökologie findet vom 22. bis 25. Februar in Berlin statt. Das Programm ist auf den Seiten der gtö im Internet zu finden:


 

Termin:

Pressegespräch zur 18. Jahrestagung der Gesellschaft für Tropenökologie

 

Ort:

Dekanatssaal der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität, Invalidenstraße 42, Berlin (neben dem Naturkundemuseum)

 

Zeit:

 

Mittwoch, 23. Februar, 11 Uhr


 

Anmeldung bitte bis 21. Februar 2005, per Mail, Fax oder Telefon bei

 

Josef Zens

Forschungsverbund Berlin, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

 

Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin

 

Tel.: 030-6392-3338 (Fax: -3333)

 

Mail: zens@fv-berlin.de