Pressemitteilung | IZW | 26-08-2011

Alle Hengste haben das gleiche Y-Chromosom

Heutige Pferde haben eine geringe gentische Vielfalt im Y-Chromosom. Eine internationales Forscherteam fand heraus, dass dies das Ergebnis der Domestikation der Pferde ist. Sie berichten in Nature Communications.

Alle Hengste haben das gleiche Y-Chromosom

Przewalski-Pferd|Foto: Steven Seet

 

Heutige Pferde haben eine geringe gentische Vielfalt im Y-Chromosom. Ein internationales Forscherteam fand heraus, dass dies das Ergebnis der Domestikation der Pferde ist. Sie berichten darüber im Fachjournal Nature Communications.

Viele Haustiere wie Rind, Schaf, Hund und Pferd haben eine interessante Gemeinsamkeit: Sie besitzen eine geringere genetische Vielfalt in dem ausschließlich vom Vater vererbten Y-Chromosom. Am extremsten ist diese genetische Einheitlichkeit bei unseren Hauspferden. Heutzutage repräsentieren Hengste über alle Zuchtrassen hinweg die gleiche väterliche Linie. Im Gegensatz dazu wurden in Stuten bereits weit mehr als 100 mitochondriale (mütterliche) Linien nachgewiesen.

Michael Hofreiter von der Universität York in England, Sebastian Lippold vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung in Berlin und ihre internationalen Kollegen stellten sich deshalb die Frage wann der Verlust in der genetischen Vielfalt des Y-Chromosoms bei den modernen Pferden geschah, denn möglicherweise besaßen schon die prädomestizierten, väterlichen Stammlinien unserer Hauspferde keine Variabilität.

Zur Beantwortung dieser Frage analysierten sie die DNA-Sequenzen auf dem Y-Chromosom von 15.000 bis 47.000 Jahre alten Wildpferden und einem 2.800 Jahre alten domestizierten Pferd und verglichen diese mit den DNA-Sequenzen von 52 modernen Hauspferden und dem Przewalski-Pferd, dem einzigen noch existierenden Wildpferd.

Die Forscher konnten zeigen, dass die prädomestizierten Wildpferde mehrere, verschiedene Linien des Y-Chromosoms besaßen und diese sich deutlich vom Przewalski-Pferd unterschieden. Die Vermutung, dass die geringe Vielfalt des Y-Chromosom bereits vor der Domestikation existierte, ist damit widerlegt. „Unsere Ergebnisse unterstützen eher die Vermutung, dass die geringe genetische Vielfalt bei Hauspferden eine direkte Konsequenz der Domestikation ist“, sagt Lippold.

Pferde wurden bereits vor 5.500 Jahren erstmals domestiziert. Die Überreste eines bronzezeitlichen Pferdes, das die Wissenschaftler in ihre Untersuchungen einbezogen, stammte aus einem Skythengrab. Bei diesem antiken Reitervolk aus Zentralasien waren Pferde als Grabbeigabe üblich, allerdings nur Hengste. Die Forscher fanden anhand dieser Probe heraus, dass das Y-Chromosom des 2.800 Jahre alten Skythenpferdes dem von modernen Pferden ähnlicher ist als die Varianten des männlichen Erbguts, das in den modernen Przewalski-Pferden gefunden wurde. Dies ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass mehrere tausend Jahre nach Beginn der Domestikation zumindest zwei Hengstlinien existierten und somit eine höhere Diversität als in heutigen Hauspferden bestand.

Nature Communications doi:10.1038/ncomms1447

Kontakt:

PD Dr. Arne Ludwig, ludwigizw-berlin.de
Steven Seet, seetizw-berlin.de, 030 51 68 108

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