Pressemitteilung | MBI | 13-12-2004

Beeindruckender Besuch

Beeindruckender Besuch

Gustav Born (r.) und Wolfgang Sandner unterhalten sich mit der Schulleiterin, Frau Helga Schultz-Lewitzka. | Fotos: Zens/FVB

 

50. Jahrestag der Nobelpreisverleihung an Max Born: Gustav Born zu Gast am Max-Born-Institut

 

"Ich bin so eine Art Patenonkel." Das sagt Gustav Born (83) über sich selbst und seine Beziehung zu bislang zwei Schulen in Süddeutschland, die den Namen seines berühmten Vaters Max Born tragen. Er besucht diese beiden Schulen regelmäßig und spricht dort mit den Schülern. Jetzt ist eine weitere in Berlin hinzugekommen. Den Kontakt vermittelte das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Berlin-Adlershof am 10. Dezember, dem 50. Jahrestag der Verleihung des Nobelpreises für Physik an Max Born. Zu diesem Jubiläum hatte das MBI ein Festkolloquium ausgerichtet, dessen Ehrengast Prof. Gustav Born war. Begleitend dazu gab es eine Ausstellung über das Leben und die Arbeiten von Max Born, zusammengestellt von Dr. h.c. Jost Lemmerich. Der Wissenschaftshistoriker hat sich besonders des Born'schen Nachlasses angenommen.

Zur Ausstellungseröffnung waren Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern vom Max-Born-Gymnasium in Berlin-Pankow an das MBI gekommen. Sie erfuhren hier nicht nur etwas über die Physik, die Max Born betrieb, sondern auch über dessen Vertreibung aus Nazi-Deutschland und sein Engagement gegen Atomwaffen. "Max Born war der einzige der großen Physiker jener Zeit, der sich weigerte, am Atombombenprojekt der USA mitzuarbeiten", berichtet Gustav Born über seinen Vater. "Er tat es aus Menschenliebe", fügt der Sohn hinzu, der sich selbst als Forscher in seiner Heimat Großbritannien und weit darüber hinaus einen Namen gemacht hat. So ist er unter anderem Mitglied der Royal Society in Großbritannien, das ist eine der höchsten Auszeichnungen für einen Wissenschaftler dort.

 

Gustav Born hat es sich neben seiner Arbeit als Pharmakologe und experimenteller Biologe zur Aufgabe gemacht, die Friedensliebe seines Vaters weiterzugeben. Max Born war für kurze Zeit Soldat im Ersten Weltkrieg, danach war er abkommandiert, um über Schallmessungen von Geschossen zu forschen. Damit wollte man die Flugbahn der Granaten berechnen. Gustav Born nahm als Arzt in der britischen Armee am Zweiten Weltkrieg teil. "Ich war nicht weit weg von Hiroshima stationiert", erzählt er. Die Eindrücke aus dieser ersten von einer Atombombe zerstörten Stadt verstärkten seine Haltung: "Ich bin da ganz der Sohn meines Vaters." Max Born war es auch, der seinem Sohn geraten hatte, Medizin zu studieren. "Wie alle Emigranten sah er den Krieg voraus", berichtet Gustav Born, "und er sagte zu mir, ,werde doch Arzt, wenn du dann eingezogen wirst, dann musst du erstens keine Menschen umbringen und zweitens ist die Chance größer, dass du selber am Leben bleibst'." Das, so Gustav Born, "leuchtete mir ein."

Mit Erinnerungen wie diesen, lebhaft erzählt, beeindruckte Gustav Born die Gäste des Festkolloquiums am Max-Born-Institut. Dort hielt er einen Vortrag mit dem Titel "Max Born: A Memoir". Es waren jedoch nicht nur seine Erinnerungen, sondern seine charmante Art, mit den Schülern und Gästen umzugehen, sein Humor und seine Bescheidenheit, die den Besuch von Gustav Born zu einem beeindruckendem Ereignis am MBI machten.

Zahlreiche weitere bekannte Wissenschaftler waren der Einladung des MBI gefolgt und nahmen an dem Kolloquium teil. Den zweiten großen Festvortrag hielt Prof. Paul Corkum aus Kanada zum Thema "Attosecond Imaging: Asking a Molecule to Paint a Self-portrait." Prof. Wolfgang Sandner, Geschäftsführender Direktor des Max-Born-Instituts, zeigte sich über die Resonanz auf das Festkolloquium hoch erfreut. "Auch die Ausstellung ist phantastisch gemacht", lobte Sandner. Er und sein Kollege aus dem Direktorium, Prof. Thomas Elsässer, gaben zusammen mit Dr. Wilhelm Becker vom MBI am Tag darauf eine Einführung in die Physik Max Borns. Damit eröffneten sie den zweiten Tag der Ausstellung, die ein breiteres Publikum ansprechen sollte. Die Besucher, die am Sonnabend den Weg nach Adlershof gemacht hatten, waren ebenfalls tief beeindruckt.