Artikel | FVB | 12-07-2022

Berlin4Ukraine – Hilfe für geflüchtete Forschende

Das Berlin4Ukraine – Meet & Learn Event fand am 30. Juni 2022 mit mehr als 100 Teilnehmer*innen aus Berlin und der Ukraine in der BBAW statt.

Podiumsdiskussion zu den Perspektiven für die deutsch-ukrainischen Wissenschaftsbeziehungen | Foto: Gregor Hoffmann

Berliner Wissenschaftseinrichtungen – wie Berlin Research 50 (BR50), das Berlin Center for Global Engagement der Berlin University Alliance, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) und mehrere Berliner Exzellenzcluster sowie die Deutsch-Ukrainische Akademische Gesellschaft – haben gemeinsam eine Informations- und Netzwerkveranstaltung für geflüchtete Forschende aus der Ukraine organisiert.

Die Veranstaltung vermittelte einen Überblick und bot praktische Hilfestellungen zum deutschen und Berliner Wissenschaftssystem. Förderorganisationen wie die Alexander von Humboldt-Stiftung (AvH), die Einstein Stiftung Berlin und der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) sowie die Universitäten und einige außeruniversitäre Forschungseinrichtungen standen zur Erläuterung ihrer Programme an Informationsständen bereit. Geflüchtete ukrainische Wissenschaftler*innen waren eingeladen, ihre Erfahrungen zu teilen.

Auf einer abschließenden Podiumsdiskussion sprachen Forschende und Vertreter*innen von Wissenschaftsorganisationen aus Deutschland und der Ukraine über die mittel- und langfristigen Perspektiven für die deutsch-ukrainischen Wissenschaftsbeziehungen. Teil des Panels waren: Prof. Heribert Hofer, Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung, das Teil des FVB und Mitglied bei BR50 ist; Rozaliia Tarnovetckaia, Gastwissenschaftlerin am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der Technischen Universität Berlin; Prof. Leonid Yatsenko, ehemaliger Leiter der National Research Foundation of Ukraine und aktuell Gastwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin; sowie Dr. Judith Wellen, Leiterin der Abteilung Strategie und Außenbeziehungen der Alexander von Humboldt-Stiftung. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Katharina Bluhm vom Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin.

Insbesondere die Förderoptionen waren Thema der Diskussion. Diese müssten weiter ausgebaut werden, damit längere Förderzeiträume abgedeckt werden können und die Angebote zukünftig bestehen bleiben. Dem entgegen steht ein Beschluss des Auswärtigen Amtes, beim internationalen Austausch drastisch einzusparen. Der AvH und dem DAAD drohen bereits ab 2022 enorme Kürzungen. Zudem wurde von den Sprecher*innen angeregt, dass die Nutzung von finanziellen Mitteln generell freier und weniger zweckgebunden gestaltet werden sollte, sodass ein Einsatz auch außerhalb von Deutschland möglich sei. Beispielsweise sind Initiativen und Förderprogramme geplant, die Wissenschaftler*innen, die in die Ukraine zurückkehren, für eine Übergangsfrist weiter unterstützen. Dies würde auch den Aufbau von langfristigen Forschungskooperationen möglich machen. Partnerschaften zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland und der Ukraine sollten gestärkt werden und idealerweise sollten auch gemeinsame Einrichtungen, wie etwa internationale Graduiertenzentren, eingerichtet werden.

Der Informationsbedarf geflüchteter Wissenschaftler*innen ist groß. Daher sollten solche Angebote wie das Meet & Learn Event fortgeführt werden, so das Panel – zum Beispiel als niedrigschwellige Online-Veranstaltungen, um eine hohe Frequentierung zu ermöglichen. Zudem ist eine Ausweitung auf alle im Exil lebende Wissenschaftler*innen vorgesehen. Es ist auch angedacht, bereits erfolgreich etablierte internationale Forschende einzubeziehen, um einen Erfahrungsaustausch zu gewährleisten.

Veranstaltung auf dem BR50-YouTube-Kanal