Pressemitteilung | IGB, PDI | 07-06-2005

Dokumentation

1. Redaktioneller Hinweis

In der unten stehenden Dokumentation stellen wir Ihnen die Antworten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Personalfachkräften aus dem Forschungsverbund Berlin vor (siehe Pressemitteilung). Um die Personen vor unliebsamen Überraschungen, etwa Drohbriefen oder „hate mails“, zu schützen, haben wir alle Namen abgekürzt.

Sollten Medienvertreter(innen) Kontakt zu einzelnen Personen aufnehmen wollen, dann wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Forschungsverbundes, Telefon: 030 / 6392-3338. Meine Mailadresse lautet zens( )fv-berlin.de (statt der Klammern natürlich mit dem @-Zeichen, das ist weggelassen wegen SPAM).

Das Interview mit der Leiterin der Berliner Ausländbehörde können Sie hier nachlesen:

Weitere Texte finden Sie im Verbundjournal.

2. Fragen an die Wissenschaftler(die Antworten sind zum Teil auf Englisch)

Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Berliner Behörden, speziell der Ausländerbehörde?

Wissenschaftler G. (aus Frankreich):  No problem at all. I always got an explanation when it was needed and all was of a great clarity. Additionally, I felt myself well supported in all my administrative needs by my colleagues and the administrative staff of the IGB.

Wissenschaftlerin C. (Italien):  Local administration in

 

 

Berlin

 

 

works fine, the only problems I had deal with the fact that I arrived here without any knowledge of the German language. This made some easy things (i.e. Anmeldung) more complicated since no one in the office could speak English. 

Wissenschaftlerin B. (Brasilien): Unterschiedlich. Bis vor 2 Jahren war das Ausländeramt in Berlin ziemlich unpraktisch und das Personal etwas unfreundlich. Ich habe teilweise den ganzen Vormittag dort verbracht, um das Visum zu bekommen. Und die Atmosphäre dort ist nicht die Beste, mal vom schmutzigen Gebäude abgesehen. Mittlerweile wurde ein Terminsystem eingeführt, welches sehr viel Zeit und Nerven sparen kann. Auch der Service hat sich verbessert, was meiner Meinung nach zum großen Teil daran liegt, dass meine Deutschkenntnisse inzwischen besser geworden sind. Diese Regel gilt übrigens für alle möglichen Situationen oder Behörden, egal ob man in der Bäckerei oder im Ausländeramt was will: wenn man die Sprache gut kann, kann man besser mit dem typischen "Berliner Rumgemotze" umgehen, das auf Ausländer recht verwirrend und unfreundlich wirkt. Wenn man die Sprache noch nicht gut beherrscht, ist man in der Regel sehr zurückgezogen und man vermeidet jede Art von Konflikten.

Wissenschaftlerin E. (Großbritannien): I have little experience of this in

 

 

Berlin

 

 

, as most issues associated with the local administration are handled by my husband (who is German). In the

 

 

UK

 

 

we have no need to register and rarely deal with local administration. In

 

Bavaria

 

(not

 

 

Berlin

 

 

) I was rather surprised to be asked a local administrator whether I had any infectious diseases – I considered this rather unnecessary.

Wissenschaftler T. (

 

 

Japan

 

 

): As the procedures for application have been changed several times, sometimes I found inconveniences. For instance, with the current system of "appointment first", we have to go there twice. On the first visit, we have to wait in the waiting line a while just to set the date for the appointment. This does not make sense to me. As we cannot expect them to speak English, for the foreign visitors who do not speak German at all, it would be difficult to do the application themselves, at least for the first time round. Application by the institutes, not by the scientists, as has been done at PDI, is helpful for the visitors. Apart from these, I think the system is OK since the application is processed without a trouble so long as we provide requested documents.

Wissenschaftler K. (Tschechien): Meine Erfahrung ist überwiegend positiv. Das Verhalten der Mitarbeiter war immer korrekt. Das einzige kleine Problem ist entstanden, als ich die Verlängerung der Aufenthalterlaubnis beantragte, da ich sie zuerst nur für drei Monate bekommen hatte. Um Arbeit im Institut aufnehmen zu dürfen, muss man ein Girokonto besitzen. Die meisten Banken verlangen aber für ein Girokonto eine sechsmonatliche Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Beim Antrag auf Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung muss man allerdings nachweisen, dass man in Deutschland Geld verdient. Das stellt eine ziemlich komplizierte Aufgabe dar, und die gesetzlich richtige Lösung kenne ich nicht. Mir ist es gelungen, eine Bankangestellte zu überzeugen, ein Girokonto für mich eigentlich vorschriftwidrig zu eröffnen und damit bin ich aus dem Zauberkreis ausgetreten.

Gibt es besondere kulturelle Unterschiede, die Ihre Arbeit oder Ihr tägliches Leben stark beeinflussen?

Wissenschaftler G. (Frankreich): Well, I see many cultural differences, but they do not influence my work. Considering my daily life, I am here with my familly (wife and 5 kids), which means that we transposed our french way of life. Additionally, we are mainly in contact with the french community of

 

 

Berlin

 

 

. Sure, we enjoyed some of the specificity of

 

 

Berlin

 

 

, like the numerous Spielplatz and the Biergarten and suffer from the reduced food-product diversity to prepare elaborated meals, however we cannot say that these differences change deeply our way of life.

Wissenschaftlerin C. (Italien): Cultural differences? Well, a lot, but not that strong to make life impossible or to influence my work dramatically.

Wissenschaftlerin B. (Brasilien): Ja. Als Brasilianerin bin ich sehr kontaktfreudig und genau das vermisse ich am Alltag in Deutschland (obwohl in Berlin alles so multikulti und damit etwas anders ist). Die Deutschen sind manchmal sehr zurückgezogen und sprechen nicht so gern über andere Sache außer Arbeit oder Politik. Ich habe gelernt, wie man damit umgeht und diese Seite der Deutschen zu respektieren. Es fehlt mir aber sehr die „lockere“ Art der Südamerikaner, die Sachen zu sehen (z.B. hier muss man immer einen Plan haben, man muss alles gut vorher organisiert haben. Die Südamerikaner lassen etwas mehr Platz für Improvisation und Zufall! Das macht das Leben nicht so stressig und kontrolliert). Zum Glück gibt es aber Ausnahmen. Vor allem am Institut arbeite ich mit jüngeren Leuten, die auch sehr kontaktfreudig sind und die nicht gestört werden, wenn ich sie zum Geburtstag mit einer herzlichen Umarmung beglückwünsche statt mit Händeschütteln!

Wissenschaftlerin E. (Großbritannien): Public transport in Berlin is a good deal better than similar services in the UK. The working environment I have experienced in the

 

 

UK

 

 

is far less structured and hierarchical. I have never worked in a situation where my hours in the office were recorded electronically. The number of forms that need to be completed seems rather excessive. In general people express themselves in a far more direct manner in

 

Germany

 

than in the

 

 

UK

 

 

. This can be hard to deal with if you are not used to it. If I understand it correctly, funds are removed by default from your salary and paid to the church. Unless you know about this system, and specifically state the fund should go elsewhere, this system continues. This system does seem rather puzzling.

Wissenschaftler T. (

 

 

Japan

 

 

): Generally speaking, the Germans are stubborn. So once they believe that their opinion is correct, it's very difficult to make them change their mind in discussion. Since there are more support staffs who do technical things in the experiments in

 

Germany

 

than in

 

 

Japan

 

 

(although I do not know the situation at German universities), the German scientists are tend to be book-learned. As a consequence of these two, sometimes I cannot help but think that it's a bit waste of time to discuss about experimental details on technical issues with German scientists. Usually I am like "just do it myself" instead of trying to convince other people "why I want to do it in my way". One thing Japanese scientists should learn from

 

 

Germany

 

 

is that the German scientists spend a lot of time on the data analysis. Japanese professors often have a bad habit of instructing students to do as much experiments as possible when they are at the laboratory on the basis that they can think about the results when they are "not" at the laboratory.

Wissenschaftler K. (Tschechien): Die kulturellen Unterschiede zwischen Tschechen und Deutschen sind sowieso nicht groß und in meiner Arbeit spielen sie keine Rolle.

Gibt es etwas, das Ihrer Meinung geändert werden müsste, um ausländischen Gästen die Arbeit hier zu erleichtern?

Wissenschaftler G. (Frankreich): When we arrived in

 

 

Berlin

 

 

, we were not able to talk one word in German, and from time to time, we got a bad welcome because of that from the city administration. I think that at least one person able to speak english should be present in each administration.  

Wissenschaftlerin C. (Italien): How to improve the system? It would have been great to have some more precise indications (in English) about burocratic things that foreigners have to do directly from the institute, like a list of necessary documents, permissions, registrations, certificates, insurances, whatever to bring, and where to make them. To sign a contract in English would also have made more sense to me than signing one in German. Anyway, since I met very nice people helping me for every problem, I have no reason to complain.

Wissenschaftlerin B. (Brasilien): Was die praktischen Arbeitsbedingungen angeht, sind die deutschen Institute generell sehr gut ausgestattet. Meine persönliche Erfahrung beim Zusammenarbeiten mit Techniker und Laboranten war in der Regel auch ok. Einen Vorschlag wäre, dass es in jedem Institut eine Art Ausländer-Beauftragter geben müsste, der einem ausländischen Studenten oder Wissenschaftler im Institut zu Anfang seines Aufenthaltes das Leben etwas erleichtert. Jemand der möglichst mehrere Sprachen kann, der kontaktfreudig ist, und der sich bereit stellen würde dem ausländischen Kollegen mit bürokratischen Angelegenheiten zu helfen und mit ihm/ihr über eventuelle Anpassungs- oder Verständnisschwierigkeiten zu reden.

Wissenschaftlerin E. (Großbritannien): Less paper work I suspect.

Wissenschaftler T. (Japan): I suppose. But I cannot think of any at the moment. Besides, it would not be fun it things get to easy for foreign visitors.

Wissenschaftler K. (Tschechien): Ich habe auch in anderen Ländern gearbeitet und neben den USA finde ich Deutschland das ausländerfreundlichste Land überhaupt, sowohl im offiziellen Kontakt mit Behörden wie im Alltag mit normalen Menschen. Die deutsche Gesellschaft ist sehr tolerant, und es würde mir reichen, wenn das in der Zukunft auch so bleibt.

3. Fragen an die Betreuer aus den Instituten

Sie betreuen oft ausländische Gäste. Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Berliner Behörden?

Frau H., Personalsachbearbeiterin: Wir haben grundsätzlich gute Erfahrungen gemacht, alles läuft eher unproblematisch.

Herr H., leitender Wissenschaftler: Wir haben es zum Teil mit sehr umständlichen Prozeduren zu tun.

Frau S., Personalsachbearbeiterin: Im Allgemeinen klappt es reibungslos. Lediglich die Beantragung einer Arbeitserlaubnis für eine studentische Hilfskraft, die in der Bundesrepublik studiert, dauerte zu lange (ca. 6 Wochen).

Herr N., leitender Wissenschaftler: Meine derzeitigen Erfahrungen sind durchaus positiv. Dies ist aber auf einen guten und verständnisvollen Kontakt zu einem der zuständigen Leiter in der Berliner Ausländerbehörde , Herrn Hinterland, zurückzuführen.Ohne diese Verbindung ist sehr bürokratisch und abhängig, an wen man gerät!

Hat sich in den vergangenen Jahren etwas geändert, und wenn ja, eher zum Positiven oder zum Negativen hin?

Frau H., Personalsachbearbeiterin: Seit etwa 3 bis 4 Jahren gibt es einige operative Verbesserungen. Hier einige Beispiele:

- geringere Wartezeiten (früher ca. 1/2 Tag, heute geht es mit Termin)

- Umgangston hat sich insgesamt verbessert.

- jetzt: persönliche Ansprechpartner, Telefonnummern werden rausgegeben.

- Aufenthaltsgenehmigung kann jetzt mit Vollmacht abgeholt werden

Ein konkretes Beispiel: Eine Wissenschaftlerin hatte vergessen, ihre Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern, da hat ihr die Ausländerbehörde noch ganz unbürokratisch und kurzfristig einen Termin um Silvester herum (30. oder 31. Dezember) gegeben.

Gibt es etwas (in puncto Vorschriften/Behörden/Arbeitsrecht etc.),  das aus Ihrer Sicht unbedingt verbessert werden sollte?

Frau H., Personalsachbearbeiterin: Meine einzige Anregung ist die, dass die Behörde mehr auf die Fremdsprachenkenntnisse ihrer Sachbearbeiter Wert legen. Viele können weder Englisch noch Russisch.

Frau S., Personalsachbearbeiterin: Die Bearbeitung von Arbeiterlaubnissen für studentische Hilfskräfte müsste beschleunigt werden (siehe oben).

Herr N., leitender Wissenschaftler: Wenn ein ausländischer Wissenschaftler mit Familie in Deutschland mehr als 4 Jahre erfolgreich gearbeitet hat (zum Beispiel im Rahmen eines zeitlich befristeten Projektes, das dann ausläuft), so sollte ihm anschließend die Chance gegeben werden, sich auch allgemein auf dem deutschen Markt bewerben zu können. Bisher ist dies ohne die Ausstellung einer permanenten Aufenthaltserlaubnis (die gibt es nach einem Aufenthalt von mehr als sechs Jahren) nicht möglich.

Frau J., leitende Wissenschaftlerin: Ich wollte im Rahmen eines DFG-Projektes eine niederländische Kollegin anstellen, die wie im Projekt vorgesehen einen großen Teil Ihrer Arbeit an der Universität Utrecht verrichten wird. Ein Arbeitsvertrag ist letztendlich daran gescheitert, dass die Kollegin bei einer deutschen Krankenversicherung pflichtversichert sein muss, was um einiges teuer (auch für das Institut) ist als die vorhandene niederländische Krankenversicherung. Außerdem musste eine Bankverbindung in Deutschland (!) und ein Wohnort in Deutschland vorliegen. Im Zeitalter eines gemeinsamen Europas sind solche Restriktionen im Arbeitsrecht für außerordentlich hinderlich und auch unverständlich.

 

Weitere Informationen:
Josef Zens, 030-6392 3338