Pressemitteilung | IZW | 18-11-2015

Ein Lichtblick für Asiens Tierwelt: Wiederaufforstungsmaßnahmen und neue Waldkorridore in Borneo

Die Waldbrände in Südostasien führen durch ihre hohe CO2 Emission und der Zerstörung riesiger Waldflächen zu einer Umweltkatastrophe besonderen Ausmaßes.

Ein Lichtblick für Asiens Tierwelt: Wiederaufforstungsmaßnahmen und neue Waldkorridore in Borneo

Eines der letzten überlebenden Sumatranashörner im Zuchtgehege des Tabin Wildtierreservats.|Foto: IZW

 

Die Waldbrände in Südostasien führen durch ihre hohe CO2 Emission und der Zerstörung riesiger Waldflächen zu einer Umweltkatastrophe besonderen Ausmaßes. Einer der artenreichsten Lebensräume der Welt wird hier gezielt durch Brandrodung zerstört. Ein Lichtblick für Asiens Tier- und Pflanzenwelt stellt das am 11.11.2015 unterzeichnete Abkommen zwischen dem Rhino and Forest Fund e.V. (RFF) und der Regierung des malaysischen Bundesstaates Sabah dar. Der Vertrag legt den Grundstein für dringend erforderliche Wiederaufforstungsmaßnahmen zerstörter Regenwaldflächen und die Einrichtung neuer Waldkorridore. Ein weiterer Meilenstein ist eine vom RFF initiierte Landspende von über 460 ha, die am 11.11.2015 an das Sabah Forestry Department zur Einrichtung eines neuen Naturschutzgebiets übergeben wurde. Dieses Gebiet ist als Verbindungskorridor bereits bestehender Schutzgebiete unverzichtbar.

Die alljährlich auf Sumatra und Borneo gelegten Waldbrände zur Schaffung neuer Anbauflächen für die Palmölgewinnung sind durch die derzeitige Trockenheit außer Kontrolle geraten. Einer der artenreichsten und ältesten Lebensräume wird hier unwiderruflich zerstört. Die Fragmentierung von Waldgebieten sowie die Ausbeutung der Wälder durch Wilderei hat die Pflanzen- und Tierwelt in Borneo bereits stark dezimiert. „Das Sumatranashorn stirbt gerade vor unseren Augen aus. Auf Borneo gibt es nur noch wenige frei lebende Nashörner, während man in Sumatra noch von ca. 100 Tieren ausgeht“, erläutert Dr. Petra Kretzschmar vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Es müssen unverzüglich Schutzmaßnahmen getroffen werden, um zu verhindern, dass weitere Arten wie z. B. Banteng, Nebelparder, Orang Utan, Tapir und Elefant ausgerottet werden. Hierzu zählen insbesondere die Renaturierung und Vernetzung degradierter und zerstückelter Waldfragmente sowie der Schutz der verbliebenen größeren Waldgebiete.

„Uns bleibt nur noch ein Zeitfenster von wenigen Jahren, um die entscheidenden Waldgebiete zu retten und zu vernetzen.  Andernfalls gibt es für zahlreiche Arten Südostasiens nur noch wenig Hoffnung, da die isolierten und schrumpfenden Waldreste immer weniger überlebensfähigen Populationen gerecht werden können. Wenn alle Akteure am gleichen Strang ziehen, ist es jedoch zu schaffen, den Trend umzukehren! Dies gilt insbesondere in Sabah, wo die Unterstützung der Behörden durch das heute unterzeichnete Abkommen bekräftigt wird. Dieses Abkommen ist zwar nur ein kleiner Schritt vorwärts, aber es ist richtungsweisend für eine dringend notwendige neue, konstruktive und effiziente Naturschutzarbeit", sagt Robert Risch, Mitbegründer und Direktor des RFF.

Das Abkommen zwischen dem RFF und der Regierung des malaysischen Bundesstaates Sabah auf Borneo hat den Erhalt, die Aufforstung und die Vernetzung des Tabin Wildlife Reservats im Nordosten Borneos zum Ziel. Das 120.000 ha große Reservat ist eines der wichtigsten Rückzugsgebiete für bedrohte Arten auf Borneo. Das Gebiet ist von Palmölplantagen und Sümpfen eingeschlossen und bietet keine Chance für den Austausch mit umliegenden Schutzgebieten. Seit 2010 arbeitet der RFF an der Vernetzung des Reservats. Bislang wurden zwei Areale mit einer Gesamtfläche von ca. 25 ha mit einheimischen Baumarten wieder aufgeforstet. Bei einem der Gebiete handelt es sich um einen Wildtierkorridor, der die derzeit einzige geschützte trockene Landverbindung zwischen Tabin und den Naturschutzgebieten im Norden Tabins darstellt.

Der RFF konzentriert sich neben der Aufforstung auch auf die Identifizierung von strategisch wichtigen Gebieten für die Habitatvernetzung. Dabei gilt es, deren Abholzung zu verhindern sowie unverzichtbare Palmölplantagen zu akquirieren und wieder in naturnahen Wald umzuwandeln. Ein Meilenstein stellt daher eine in der Geschichte Sabahs bisher beispiellose Landspende dar: ein lokaler Waldbesitzer stellte ein Gebiet im Wert von ca. 3 Millionen Euro für den Naturschutz zur Verfügung. Das Gebiet ist als Verbindungskorridor zwischen dem Tabin Wildlife Reservat und dem Kulamba Wildlife Reservat, einem weiteren Schutzgebiet, von enormer Bedeutung. Die Spende wurde durch den RFF und das Sabah Forestry Department vermittelt. Die teils degradierten Gebiete will der RFF nun wieder mit Baumpflanzungen renaturieren. In der Zukunft ist eine Ausweitung und weitere Vernetzung des Tabin Wildtierreservats mit kleineren benachbarten Waldfragmenten geplant, um ein Netzwerk von verbundenen Schutzgebieten von ausreichender Qualität und Größe zu erreichen.

Der RFF ist eine unabhängige Nichtregierungsorganisation (NGO) und wurde 2009 aus dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin und der Universität Zürich heraus gegründet. Finanziert wird die Arbeit des RFF hauptsächlich durch den Zoo Leipzig und private Spenden. In Sabah arbeitet der RFF eng mit den lokalen Behörden, wie dem Sabah Forestry Department und dem Sabah Wildlife Department, sowie mit anderen NGOs und Akteuren zusammen. Aber auch in Europa ist der RFF aktiv. “Wir agieren nicht nur auf Borneo. Mit Lehrveranstaltungen an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen sowie Vorträgen in der Schweiz und Deutschland sensibilisieren wir die breite Öffentlichkeit auch in Europa für strategische Landnutzung und den Erhalt der Biodiversität”, erklärt Dr. Philippe Saner, Aufforstungsexperte an der Universität Zürich.

Rhino and Forest Fund e.V.
Auf dem Stein 2, 77694 Kehl
www.rhinoandforestfund.org | inforhinoandforestfund.org

Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Straße 17, 10315 Berlin

Pressekontakte:

Robert Risch (in Malaysia): ++60 (0) 146745630
Dr. Petra Kretzschmar (Berlin): ++49 (0)30 5168513 | kretzschmarizw-berlin.de
Steven Seet (Berlin): ++49 (0)30 5168125 | seetizw-berlin.de
Dr. Philippe Saner (Zürich): ++41 (0)765818188