Pressemitteilung | FBH, PDI | 20-12-2006

Ein Pionier der Nanostrukturen

Ein Pionier der Nanostrukturen

Kaum im Ruhestand, schon als Gastprofessor in Tokyo: Prof. Dr. Klaus H. Ploog, bis September Direktor des PDI. | Foto: PDI

 

Der Direktor des Paul-Drude-Instituts, Klaus Ploog, ist in den Ruhestand gegangen

Prof. Dr. Klaus H. Ploog, Direktor des Paul-Drude-Instituts für Festkörperelektronik (PDI), ist zu seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand gegangen. Wobei Ruhestand nicht unbedingt das richtige Wort ist, hat der renommierte Wissenschaftler doch gleich darauf eine Gastprofessur am Tokyo Institute of Technology in Japan angetreten. Klaus Ploog war von April 1992 bis September 2006 Direktor des PDI, das im Januar 1992 gegründet worden war. Von Hause aus Chemiker, zählt Ploog heute im Fachgebiet Physik zu einem der meist zitierten Wissenschaftler weltweit.

„Er hat das Paul-Drude-Institut geprägt“, sagt Prof. Günther Tränkle, Mitglied des Vorstands des Forschungsverbundes und Direktor des Ferdinand-Braun-Instituts für Höchstfrequenztechnik (FBH). Tränkle kennt Ploog seit mehr als zwanzig Jahren und hat immer wieder mit ihm kooperiert. Er hebt, wie andere Fachkollegen auch, besonders die hohe Qualität der Proben hervor, die von Klaus Ploog und dessen Team hergestellt wurden. Häufig mit Ploog und dem PDI zusammengearbeitet hat auch Ted Masselink, Physikprofessor an der HU. „Ich bin eigentlich wegen Klaus Ploog aus New York nach Berlin gekommen“, erzählt der Amerikaner, der vorher im IBM-Labor gearbeitet hatte. „Die Wissenschaft am PDI hat den Ruf nach Berlin für mich erst wirklich interessant gemacht.“ Masselink forscht an ähnlichen Themen wie das PDI, nur mit anderen Schwerpunkten. Dazu gehören etwa Quantenkaskadenlaser. Masselink sagt: „Klaus Ploog zählt in meinem Fach zu den großen Namen der Welt.“

Klaus H. Ploog gehörte schon in den frühen 70-er Jahren zu den Wegbereitern der Molekularstrahlepitaxie (MBE für englisch: Molecular Beam Epitaxy) in Europa. Er setzte die MBE-Technik für die Herstellung geschichteter Halbleiterstrukturen ein. Die Dicke und die Grenzflächen dieser Strukturen können auf atomarer Skala eingestellt werden. So ist es möglich, maßgeschneiderte elektronische Eigenschaften hervorzubringen. Es gelang Ploog und seinem Team in den 80-er Jahren, kompliziert aufgebaute III-V-Heterostrukturen herzustellen. Damit wurden zahlreiche theoretisch vorausgesagte Quanten-Phänomene erstmals experimentell nachgewiesen.

„Er hat in Deutschland Pionierarbeit geleistet“, sagt Prof. Gerhard Abstreiter, Professor für Experimentelle Halbleiterphysik am Walter-Schottky-Institut der TU München. Abstreiter ist Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats des PDI. „Die Arbeit von Klaus Ploog hat eine Vielzahl von neuen Anwendungsgebieten erschlossen. Bereits in den 70-er Jahren hatte ich mit ihm eine enge Kooperation, die neben vielbeachteten wissenschaftlichen Veröffentlichungen auch zu einem für die Entwicklung der Mobilfunktelefonie grundlegenden Patent führte“, so Abstreiter weiter. Zu den von Ploog und seinem Team erzeugten Heterostrukturen gehören solche auf der Basis von Galliumarsenid (GaAs) für rauscharme Hochfrequenzbauelemente und infrarote Laserquellen und auch solche, auf der Basis von Galliumnitrid (GaN), für blaue und ultraviolette Laserquellen sowie ferromagnetische Materialien für die Spininjektion.

Klaus H. Ploog (Jahrgang 1941) studierte Chemie in Kiel und München und promovierte 1970 in München. Von 1971 bis 1973 arbeitete er als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Universitäten München und Bonn sowie am Forschungszentrum Jülich. Von 1974 bis 1991 war er Leiter der MBE-Gruppe am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Es folgte ein Ruf als Professor für Materialwissenschaft an die TU Darmstadt. Seit April 1992 war K. H. Ploog Direktor des Paul-Drude-Instituts, seit April 1993 hatte er eine Professur für Materialwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. Zu seiner Emeritierung schrieb der kürzlich noch amtierende Wissenschaftssenator Dr. Thomas Flierl, Ploog habe das Institut „mit hoher Sachkompetenz, Weitblick und Konsequenz zu einer weltweit bekannten und anerkannten Forschungseinrichtung“ geführt. Insbesondere würdigte Flierl die nachhaltige Vertiefung der Kooperationen mit der japanischen Wissenschaft.

Klaus H. Ploog hat eine große Anzahl exzellenter Ergebnisse publiziert und viele Auszeichnungen erhalten, unter anderem den Technologie-Transferpreis des Bundesforschungsministeriums (1983), den Philip-Morris-Forschungspreis (1990) und den Max-Planck-Forschungspreis für internationale Kooperation (1999). Zuletzt erhielt er den Welker-Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der III-V-Halbleiter.