Pressemitteilung | IGB | 13-09-2019

Futter finden am besten mit Weibchen

Für männliche Guppys ratsam: Wenn du Hunger hast, such dir weibliche Gesellschaft.

Trinidad guppy (Poecilia reticulata) | Foto: Lysanne Snijders

Für männliche Guppys ratsam: Wenn du Hunger hast, such dir weibliche Gesellschaft. Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) haben beobachtet, dass männliche Guppy-Fische in Gegenwart von Weibchen häufiger neue Futterplätze finden als in reinen Männchencliquen. Bei den Weibchen hingegen ist der Erfolg der Nahrungssuche unabhängig von der Geschlechterzusammensetzung der Gruppe.

Guppys (Poecilia reticulata) leben in kleinen Fließgewässern im Regenwald Trinidads und ernähren sich bevorzugt von Insekten und Früchten, die ins Wasser fallen – es ist also meist ungewiss, wann und wo sie auf Futter stoßen. In einer Feldstudie untersuchten die Verhaltensökologin Dr. Lysanne Snijders und ihr Team mithilfe von farblich individuell markierten Guppys den Erfolg der Futtersuche in geschlechtlich unterschiedlich zusammengesetzten Gruppen: rein männlich, rein weiblich oder gemischt.

Der Erfolg der Nahrungssuche hängt vom Geschlecht und der Zusammensetzung der Gruppe ab

Die Männchen fanden mehr Futterplätze, wenn sie sich in einer gemischten Gruppe befanden. Bei den Weibchen hingegen spielte die An- oder Abwesenheit von Männchen keine Rolle. Ohne weibliche Gesellschaft verbrachten die Männchen auch weniger Zeit im engen Kontakt zu ihren Artgenossen – dabei verläuft die Futtersuche umso erfolgreicher, je geselliger die einzelnen Tiere sind.

„Das Leben in der Gruppe kann von Vorteil sein. Man muss zwar das Futter mit den Artgenossen teilen, kann es aber auch leichter finden, wenn man die Informationen der anderen nutzt“, erklärt  Lysanne Snjiders. Guppys reagieren beispielsweise auf das typische Verhalten der erfolgreichen Futterfinder: schneller schwimmen, Futter schnappen, auf der Stelle verharren und fressen.

Warum zeigen Männchen ohne Weibchen ein anderes Verhalten als in geschlechtlich gemischten Gruppen? „Männchen unter sich sind in diesem Fall wahrscheinlich eher in einem Zustand der Konkurrenz als der Kooperation. Sie verbringen daher weniger Zeit miteinander und verpassen so wichtige Informationen“, sagt Lysanne Snijders.

Das Verständnis über soziale Netzwerke von Tieren ist eine Voraussetzung für erfolgreiche Schutzmaßnahmen

Professor Jens Krause, der am IGB das Schwarmverhalten und die kollektive Intelligenz bei Tieren erforscht, erläutert die Bedeutung dieses Forschungsgebietes: „Wenn wir die Mechanismen der Kooperation und Interaktion in Tiergruppen verstehen, können wir Informationen über die Verbreitung von Krankheiten, die Fortpflanzung und Räuber-Beute-Beziehungen ableiten. Das soziale Gefüge kann auch ein entscheidender Faktor für die Stabilität einer Tiergemeinschaft sein. Dieses Wissen kann Naturparkverwaltungen und Naturschützern beispielsweise helfen, das Gesundheitsmanagement, Zucht- oder Auswilderungsprogramme zu verbessern.“

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Lysanne Snijders
E-Mail snijdersigb-berlin.de

Females facilitate male food patch discovery in a wild fish population
Lysanne Snijders; Ralf H. J. M. Kurvers; Stefan Krause; Alan N. Tump; Indar W. Ramnarine;  Jens Krause (2019) Journal of Animal Ecology.
https://doi.org/10.1111/1365-2656.13086