Pressemitteilung | IZW | 21-03-2006

Grasdiät im Dienst der Forschung

Grasdiät im Dienst der Forschung

Zwergflusspferde fressen nur die Blättchen vom Grünfutter, Stängel lassen sie übrig. Wie die Verdauung von Flusspferden funktioniert, untersucht derzeit eine Wissenschaftlerin vom IZW. Hier ein Zwergflusspferd aus dem Berliner Zoo.|Foto: Gregor Bukalis

 

Wissenschaftlerin am IZW untersucht die Verdauung von Flusspferden

Flusspferde erregen schon lange das Interesse von Menschen, das verraten Flusspferd-Plastiken und -ornamente, die es bereits aus dem 4. Jahrtausend vor Christus gibt. Trotzdem weiß man über einige Details noch relativ wenig. Der Verdauungsvorgang von Flusspferden gehört dazu. Wie Rinder haben die Tiere einen viergeteilten Magen, doch Flusspferde nutzen diesen nicht zum Wiederkäuen, erläutert Angela Schwarm vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). In Zusammenarbeit mit der ETH Zürich und der FU Berlin bearbeitet sie ein Forschungsprojekt, das die Verdauung von Flusspferden und Zwergflusspferden untersucht.

Keine leichte Aufgabe, denn über die Verdauung eines Tieres erfährt man nur etwas, wenn man die aufgenommene Nahrung überwacht und anschließend den ausgeschiedenen Kot analysiert. Erfahrungen hat die 28 Jahre alte Forscherin während ihrer Diplomarbeit bereits gesammelt. Daran anknüpfend untersucht sie jetzt die drei Zwergflusspferde des Berliner Zoos.

Jedes dieser Tiere hat sie im Sommer vier Wochen lang im Visier. In der ersten Phase, der Anfütterungsphase, wird den Tieren nach und nach das Ergänzungsfutter weggenommen (Möhren, Äpfel, Bananen, Brötchen usw.), das normalerweise der täglichen Grasration zugefügt wird. Dies führt dazu, dass die Tiere dann, in der entscheidenden Phase der Fütterung (Markerfütterung) auf reines Grasfutter eingestellt sind und die im Magen befindlichen Bakterien ihre volle Leistung bringen. Äpfel können nämlich ohne Bakterien verdaut werden, Pflanzenzellwand nicht.

In der Phase der Markerfütterung werden der abendlichen Grasration einmalig drei Metallverbindungen (Marker) beigemischt, die man anschließend im Kot wiederfindet. Der Kot wird sieben Tage lang aufgesammelt, gewogen und eingefroren. Später getrocknet, gemahlen und analysiert, sodass man eine Konzentrations-Zeit-Reihe des Markermetalls und damit Aussagen über die Verdauungsphysiologie bekommt. „Flusspferde und Zwergflusspferde haben Bakterien in ihrem Vormagen, die bestimmte Enzyme bilden. Die Enzyme spalten die Graszellulose in Fettsäuren, die der Hippo dann im Magen und Dünndarm aufnimmt“, sagt Angela Schwarm. Während jedoch die Flusspferde immer alles auffressen, zeigen sich die Zwergflusspferde als Feinschmecker. Sie fressen nur die Blättchen, die holzigen Stengel bleiben übrig. Da sowohl Vormagen als auch Zähne bei Flusspferden und Zwergflusspferden gleich strukturiert sind, muss es also einen anderen Grund für das unterschiedliche Fressverhalten geben, der aber noch nicht bekannt ist. „In erster Linie machen wir Grundlagenforschung. Wir wollen Erkenntnisse gewinnen, die uns einen Vergleich zu den Wiederkäuern liefern“, sagt Angela Schwarm, „aber vielleicht können wir den Zoos anhand unserer Ergebnisse auch Futterempfehlungen geben.“

Weitere Informationen
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
Angela Schwarm, Email
Tel.: 030/5168-325