Pressemitteilung | IGB | 01-04-2020

IGB-Forscherin Sonja Jähnig erhält Professur für Aquatische Ökogeographie

Die IGB-Forscherin Sonja Jähnig wurde im Leibniz-Professorinnenprogramm ausgewählt und nun gemeinsam durch das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und die Humboldt-Universität zu Berlin zur Professorin für Aquatische Ökogeographie berufen.

Sonja Jähnig forscht seit 2014 am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB). | Foto: David Ausserhofer/IGB

Sonja Jähnig wird im Rahmen ihrer Förderung im Leibniz-Professorinnenprogramm die  Süßwasser-Megafauna wie zum Beispiel Störe, Biber oder Flussdelfine erforschen, sowie die Auswirkungen, die deren Verschwinden auf die Stabilität und die Funktionen von Süßwasserökosystemen hat. Zudem untersucht sie die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser Tierarten und wie Erkenntnisse hierzu für Naturschutzkonzepte genutzt werden können.

Das Leibniz-Professorinnenprogramm richtet sich an internationale Spitzenwissenschaftlerinnen aller Disziplinen. Jähnig ist international stark vernetzt und gilt in der Limnologie als exzellente Wissenschaftlerin.

Professorin Jähnigs Forschungsgebiet: Aquatische Ökogeographie

Seit 2014 erforscht Jähnig mit ihrer Arbeitsgruppe am IGB die Auswirkungen globaler Veränderungen auf Flussökosysteme sowie die großräumigen Verteilungsmuster der Biodiversität – also der Vielfalt von Arten, Ökosystemen, ökologischen Funktionen – in Binnengewässern.

Sonja Jähnig ist – unter anderem – Mitbegründerin der Alliance for Freshwater Life, in der Forschung, Naturschutz und Politik ihre Expertisen bündeln wollen, um die Biodiversitätskrise auf die politische und gesellschaftliche Agenda zu heben. Passend zu diesem Ziel wurde im Frühjahr 2019 unter ihrer Federführung die Forschungsagenda Lebendiges Wasser zur biologischen Vielfalt der Binnen- und Küstengewässer verfasst und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung überreicht. Gemeinsam mit anderen europäischen Gewässerforschungsinstitutionen war sie zudem an der Entwicklung und Etablierung der Freshwater Information Platform beteiligt. Das Portal fasst Ergebnisse aus der Gewässerökosystemforschung zusammen und stellt beispielsweise Daten und Karten frei zugänglich zur Verfügung.

Die gemeinsame Professur Aquatische Ökogeographie ist thematisch und methodisch komplementär zur Abteilung Biogeographie von Professor Tobias Kümmerle mit seinem Schwerpunkt auf terrestrischen Systemen in ländlichen Räumen und auf Naturschutzfragen. Beide Professuren sind im Geographischen Institut an der Humboldt-Universität angesiedelt und bieten ein hohes Synergiepotenzial für eine integrierte Landschaftsbetrachtung und zukunftsweisende kooperative Forschung an der Schnittstelle zwischen Geographie und Ökologie.

Sonja Jähnig über ihre Professur

„Binnengewässer beherbergen eine einzigartige biologische Vielfalt – und gehören gleichzeitig zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen. Im Gegensatz zu Land- oder Meerökosystemen steht der Verlust der Biodiversität in Binnengewässern aber bisher kaum im öffentlichen Fokus. Das möchte ich ändern. Mit der Förderung für die kommenden fünf Jahre werde ich mich vertieft mit den größten Bewohnern von Binnengewässern beschäftigen: der Süßwasser-Megafauna. Schon aufgrund ihrer Größe haben diese Arten einen großen ‚Platzbedarf‘. Viele von ihnen verbinden außerdem Lebensräume im Wasser und an Land, z.B. durch Nahrungsaufnahme und Ausscheidungen, oder legen im Laufe ihres Lebens große Distanzen durch verschiedene Ökosysteme zurück, z.B. zur Fortpflanzung. Leider sind diese faszinierenden Arten durch menschliche Einflüsse zum größten Teil stark gefährdet – aber sie sind schon auf Grund ihrer Größe nicht einfach ersetzbar. Ich möchte der Frage nachgehen, was mit der Stabilität in oder mit Funktionen von Ökosystemen passiert, wenn diese sehr großen Arten aus den Ökosystemen verschwinden. Ich möchte auch erforschen, wie wir Menschen die Süßwasser-Megafauna wahrnehmen und wie dies für Schutzkonzepte genutzt werden kann. Beispielsweise durch die Etablierung  von Flaggschiff-Arten oder Schirm-Arten – Süßwasser-Pandas, wie ein Kollege mal treffend gesagt hat –, durch deren Schutz viele andere Arten mitgeschützt werden“, begründet Jähnig ihre Motivation.