Pressemitteilung | WIAS | 18-12-2007

Im Team macht Mathe erst richtig Spaß

Im Team macht Mathe erst richtig Spaß

Gerd Reinhardt schaut dem neuen Auszubildenden Felix Anker zu, wie er Grenzwertbetrachtungen anstellt.|Foto: C. Vollgraf, FVB

 

Das Weierstraß-Institut bildet zwei mathematisch-technische Softwareentwickler (MATSE) aus

Zum ersten Mal engagiert sich das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) in diesem Jahr in der Berufsausbildung. Maria Kiebinger (19) und Felix Anker (20) lassen sich seit September für drei Jahre zum mathematisch-technischen Softwareentwickler ausbilden, auch MATSE genannt. Damit bietet das WIAS eine hochmoderne Ausbildung, denn den MATSE gibt es erst seit August 2007 - er ist einer der jüngsten Ausbildungsberufe in Deutschland.

Die beiden Abiturienten haben sich gegen 28 Bewerber durchgesetzt. „Von den fünf eingeladenen Kandidaten waren sie eindeutig unsere Favoriten“, sagt Ausbildungsbetreuer Gerd Reinhardt. Der Diplom-Mathematiker und seine Kollegen vom WIAS legten neben der mathematischen Begabung vor allem Wert auf Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit. Man könne komplexe mathematische Probleme heute nicht mehr im Alleingang lösen, weiß er. „Mathematiker, Informatiker und Programmierer diskutieren gemeinsam Ansätze und Lösungswege, das erwarten wir auch von unseren Auszubildenden“, sagt Reinhardt.

An einer Tafel erörtern die beiden Azubis derweil Grenzwertbetrachtungen bei Folgen und Reihen. Man merkt ihnen an, dass Mathematik Spaß macht. Den Inhalt der Ausbildung beschreibt Felix Anker so: „Wir lernen hier Programmieren auf hohem mathematischen Niveau.“ Er kann sich vorstellen, später einmal im Rechenzentrum einer Bank oder Versicherung zu arbeiten. MATSE haben in einer immer komplexer werden Welt der Softwareanwendungen glänzende Perspektiven, weiß auch Reinhardt: „Sie setzen reale Probleme aus Wirtschaft, Technik und Naturwissenschaften in mathematische Modelle um. Das geht von der Simulation von naturwissenschaftlichen Versuchen bis hin zur Trickfilmanimation.“

Zwei Drittel der Bewerbungen für die Stelle kamen von Frauen. Maria Kiebinger ist eine von ihnen. Sie wollte zunächst einen sozialpädagogischen Beruf ergreifen. Für Mathematik habe sie sich immer interessiert. Sie findet es spannend, neue Anwendungen zu entwickeln: „Irgendwann werden Roboter im Krankenhaus das Essen austeilen; an solchen Lösungen möchte ich mitarbeiten“, sagt sie. Ausbilder Reinhardt betritt mit seiner Tätigkeit ebenso wie seine Schützlinge Neuland und erfuhr erstmals die Tücken des föderalen Bildungssystems. „Die Zeugnisse der Bundesländer sind schwer vergleichbar. Teilweise kann man nicht mal erkennen, ob Fehltage entschuldigt oder unentschuldigt sind“, sagt er. Das sei aber wichtig, denn Zuverlässigkeit und Eigenverantwortung seien Voraussetzungen für eine Ausbildung am WIAS. Die jungen Leute müssten sehr selbstständig arbeiten.

Sein Dasein als Ausbilder findet Reinhardt weniger bürokratisch und aufwändig als er erwartet hatte. Der Umgang mit den jungen Leuten macht ihm sichtlich Spaß. Viel Unterstützung erhielt sein Institut von der IHK und dem Oberstufenzentrum OSZ-IMT. Und Reinhardts Chef, WIAS-Direktor Prof. Jürgen Sprekels, steht voll hinter der Entscheidung auszubilden. „Wir fördern damit den Nachwuchs auf allen Ebenen“, sagt Sprekels. Bislang war das WIAS in erster Linie dafür bekannt, Professorinnen und Professoren zu „produzieren“. Der Anstoß zur Berufsausbildung kam bereits vor einigen Jahren vom Betriebsrat. Bis dann der geeignete Ausbildungsberuf gefunden war, dauerte es eine geraume Zeit. Der MATSE passt jetzt ganz hervorragend zum Institutsprofil. Das findet auch Felix Anker: „Als ich die Annonce des WIAS gelesen hatte, wusste ich sofort: Diese Ausbildung an einem mathematischen Institut, das ist es!“

Autorin: Christine Vollgraf

Weitere Informationen unter:
www.matse-ausbildung.de