Pressemitteilung | IZW | 03-03-2010

Inventur im Dschungel

Eine internationale Studie hat gezeigt, dass der Yasuní-Nationalpark im Osten Ecuadors eine der artenreichsten Regionen der Erde ist. Erdölfelder bedrohen diesen Artenreichtum. Wissenschaftler rufen Politiker auf, diese Erdölfelder nicht zu erschließen.

Inventur im Dschungel

Der exotische Vogel Hoatzin lebt in den Regenwäldern im Norden Südamerikas. Er gilt wegen seines Gestanks als ungenießbar und ist daher nicht durch Jagd bedroht, sondern durch die Zerstörung des Regenwaldes.|Foto:Yuturi Conservation Group

 

Eine internationale Studie

hat gezeigt, dass der Yasuní-Nationalpark im Osten Ecuadors eine der

artenreichsten Regionen der Erde ist. Erdölfelder bedrohen diesen

Artenreichtum.

Der Yasuní-Nationalpark im

Osten Ecuadors ist eines der Gebiete mit der größten Artenvielfalt

weltweit. Eine Gruppe internationaler Wissenschaftler hat nun erstmals

die Daten über die Biodiversität im Yasuní-Nationalpark zusammengetragen

und analysiert. Im Boden unter dieser unberührten Wildnis liegen

allerdings große Erdölvorkommen. Die Wissenschaftler rufen als Ergebnis

ihrer Studie die Politiker dazu auf, diese Erdölfelder nicht zu

erschließen, um die einzigartige Artenvielfalt nicht zu gefährden, die

viele weltweit bedrohte Arten umfasst.

Ein generelles Problem bei

dem Bemühen um den Schutz der Artenvielfalt ist die Unübersichtlichkeit

des Themas. Einzelne Tier- und Pflanzenarten sind oft sehr gut

erforscht, aber einen Überblick über das große Ganze mit seinen

komplexen Zusammenhängen haben die Wissenschaftler noch lange nicht.

Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität können aber nur dann getroffen

werden, wenn man weiß, was zu schützen ist.

Die internationale Studie, an

der der Fledermausexperte Dr. Christian Voigt vom Leibniz-Institut für

Zoo- und Wildtierforschung (IZW) beteiligt war, hat gezeigt, dass die

Region besonders viele Arten aus den Gruppen Amphibien, Vögel,

Säugetiere und Pflanzen beherbergt. Weltweit gibt es nur wenige Orte mit

einer vergleichbaren Artenvielfalt.

Im Yasuní-Nationalpark sind

viele weltweit bedrohte Arten zu Hause, darunter Säugetiere wie der

Weißstirnklammeraffe oder der Riesenotter. Das westliche Amazonasgebiet

beherbergt darüber hinaus überproportional viele Arten, die

ausschließlich dort vorkommen, sogenannte endemische Arten. Das einzige

bekannte Exemplar der Fledermaus-Art Lophostoma yasuni wurde im

Yasuní-Nationalpark gefunden.

Die Wissenschaftler rätseln

immer noch, warum der Yasuní-Nationalpark eine solch große Biodiversität

aufweist. Ursachen für den Reichtum an Pflanzenarten sind

wahrscheinlich der viele Regen und die gleichmäßig warmen Temperaturen

während des ganzen Jahres. Dadurch stehen ununterbrochen Früchte und

Blüten zur Verfügung, auf deren Grundlage eine Vielzahl von Vogel- und

Säugetierarten existieren können. Umgekehrt spielen viele Tierarten als

Samenverteiler eine wichtige Rolle für die Ausbreitung von Pflanzen. Es

wird auch vermutet, dass eine mögliche klimatische Stabilität über

evolutionäre Zeitskalen zu der Entwicklung extrem vieler Arten

beigetragen haben könnte.

Bedroht wird dieses

außerordentliche Ökosystem durch Pläne, hier Erdöl zu fördern. Der

ecuadorianische Präsident Rafael Correda entschied 2007 sehr

fortschrittlich, diese Pläne auszusetzen. Die dem Staat entgehenden

Einkünfte sollten zur Hälfte durch den Verkauf von Zertifikaten erzielt

werden, die garantieren das Öl in der Erde zu belassen und so den

Yasuní-Nationalpark zu schützen. Anerkannte Ökonomen haben festgestellt,

dass intakte Regenwälder darüber hinaus direkten finanziellen Nutzen

einbringen, zum Beispiel durch Binden von Kohlendioxid und andere

Ökosystem-Dienstleistungen.

Der Erhalt von absolut

geschützten Gebieten dient nicht nur dem Schutz von Pflanzen und Tieren,

im Yasuní-Nationalpark leben auch die letzten einheimischen Völker in

freiwilliger Isolation.

Die Studie der internationalen

Forschergruppe konnte eine Übersicht über die Artenvielfalt und ihre

Zusammenhänge geben. Die Ergebnisse sind im Online-Magazin PloS One

erschienen und haben dort im Januar 2010 sogar den monatlichen

Blog-Wettbewerb gewonnen – auch das deutet auf die politische Brisanz

des Themas hin.

 

doi 10.1371/journal.pone.0008767
www.plosone.org

Nationalpark

Der Ysuni-Nationalpark ist ein Hotspot der Biodiversität.






Weitere Informationen und

Fotos:

 

Dr. Christian Voigt, 030 5168 517, voigtizw-berlin.de
Steven Seet, 030 5168 108, seetizw-berlin.de
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) im Forschungsverbund Berlin e.V.
Alfred-Kowalke-Str. 17, 10315 Berlin,
www.izw-berlin.de