Es ist ein Teufelskreis: Infolge des Klimawandels und
steigender Temperaturen tritt immer mehr Methan aus Binnengewässern auf der
ganzen Welt aus. Die Freisetzung des Treibhausgases Methan wiederum führt zu
einem weiteren Temperaturanstieg und einer Beschleunigung des Klimawandels.
WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB) waren an einer niederländischen Studie beteiligt, die
einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Methanemissionen
aus Gewässern zeigt. Ein Temperaturanstieg von nur einem Grad Celsius steigert
die Methanfreisetzung um sechs bis 20 Prozent.
Flache Seen, Teiche, Flüsse und Feuchtgebiete sind für ein
Gros der globalen natürlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit
besonders relevant für die Klimafolgenforschung. Das meiste Methan wird durch
Gasbläschen freigesetzt, die sich im Sediment von Gewässern bilden. Sobald die
Bläschen die Wasseroberfläche erreichen, gelangt das Treibhausgas in die
Atmosphäre.
Für die Untersuchung wurden Daten zur Methanfreisetzung aus
Gewässern rund um den Globus ausgewertet – von hiesigen Fischteichen über
nacheiszeitliche Seen in Skandinavien bis hin zu subtropischen Stadtteichen in
China. Zusätzlich wurde der Einfluss des Temperaturanstiegs auf die
Methanfreisetzung in einer Laborstudie am Niederländischen Institut für
Ökologie (NIOO-KNAW) gemessen.
Höhere Temperaturen, mehr Methan – mehr Methan, höhere
Temperaturen
In acht mit Sediment und Wasser gefüllten großen Tanks haben
die ForscherInnen ein Jahr lang die Gewässer und Umweltbedingungen unserer
Breiten nachgeahmt. Ein simulierter Temperaturanstieg von 4°C führte im
gesamten Jahresverlauf zu 51 Prozent mehr Methanemissionen durch freigesetzte
Gasbläschen. „Der Temperatureffekt auf die Methanfreisetzung war vor allem auf
eine erhöhte mikrobielle Aktivität im Sediment zurückzuführen“, erklärt Dr.
Sabine Hilt, Co-Autorin der Studie und Arbeitsgruppenleiterin am IGB. Die
WissenschaftlerInnen haben errechnet, dass ein Temperaturanstieg von 1°C zu
einem sechs bis 20 Prozent höherem Ausstoß von Methanbläschen führen würde, was
wiederum einen zusätzlichen Temperaturanstieg zur Folge hätte.
„Jede Tonne Treibhausgas, die wir freisetzen, befördert also
zusätzliche Emissionen aus natürlichen Quellen“, mahnt Prof. Dr. Sarian Kosten,
Leiterin der Studie und ehemalige IGB-Gastwissenschaftlerin. „Erfreulicherweise
gilt aber auch das Gegenteil: Wenn wir weniger Treibhausgase ausstoßen und die
Temperatur sinkt, sinkt auch die Methanfreisetzung aus natürlichen Quellen.“
Durch Messungen in verschiedenen Gewässertypen und Klimazonen weltweit könnten
genauere Vorhersagen zu zukünftigen Methanfreisetzungen getroffen werden – eine
wichtige Voraussetzung für Prognosen zur globalen Klimaerwärmung und um
Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Studie:
Ralf C. H.
Aben, Nathan Barros, Ellen van Donk, Thijs Frenken, Sabine Hilt, Garabet
Kazanjian, Leon P. M. Lamers, Edwin T. H. M. Peeters, Jan G. M. Roelofs,
Lisette N. de Senerpont Domis, Susanne Stephan, Mandy Velthuis, Dedmer B. Van
de Waal, Martin Wik, Brett F. Thornton, Jeremy Wilkinson, Tonya DelSontro &
Sarian Kosten (2017) Cross continental increase in methane ebullition under
climate change. Nature Communications 8: art. 1682.
doi:10.1038/s41467-017-01535-y
Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Nature
Communications >
https://www.nature.com/articles/s41467-017-01535-y
Kontakt:
PD Dr. Sabine Hilt, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, hiltigb-berlin.de, +49 (0)30 64181 677 Prof. Dr. Sarian Kosten, Institute for Water and Wetland Research, Radboud University & Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW), s.kostenscience.ru.nl |