Pressemitteilung | IGB | 22-11-2017

Klimawandel verstärkt Methanfreisetzung aus Gewässern

WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) waren an einer niederländischen Studie beteiligt, die einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Methanemissionen aus Gewässern zeigt.

Klimawandel verstärkt Methanfreisetzung aus Gewässern

Im Labor haben die ForscherInnen ein Jahr lang die Gewässer und Umweltbedingungen unserer Breiten nachgeahmt. | Foto: Cees Mooij / NIOO-KNAW

 

Es ist ein Teufelskreis: Infolge des Klimawandels und

steigender Temperaturen tritt immer mehr Methan aus Binnengewässern auf der

ganzen Welt aus. Die Freisetzung des Treibhausgases Methan wiederum führt zu

einem weiteren Temperaturanstieg und einer Beschleunigung des Klimawandels.

WissenschaftlerInnen vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und

Binnenfischerei (IGB) waren an einer niederländischen Studie beteiligt, die

einen deutlichen Zusammenhang zwischen Temperaturanstieg und Methanemissionen

aus Gewässern zeigt. Ein Temperaturanstieg von nur einem Grad Celsius steigert

die Methanfreisetzung um sechs bis 20 Prozent.

Flache Seen, Teiche, Flüsse und Feuchtgebiete sind für ein

Gros der globalen natürlichen Treibhausgasemissionen verantwortlich und damit

besonders relevant für die Klimafolgenforschung. Das meiste Methan wird durch

Gasbläschen freigesetzt, die sich im Sediment von Gewässern bilden. Sobald die

Bläschen die Wasseroberfläche erreichen, gelangt das Treibhausgas in die

Atmosphäre.

Für die Untersuchung wurden Daten zur Methanfreisetzung aus

Gewässern rund um den Globus ausgewertet – von hiesigen Fischteichen über

nacheiszeitliche Seen in Skandinavien bis hin zu subtropischen Stadtteichen in

China. Zusätzlich wurde der Einfluss des Temperaturanstiegs auf die

Methanfreisetzung in einer Laborstudie am Niederländischen Institut für

Ökologie (NIOO-KNAW) gemessen.

Höhere Temperaturen, mehr Methan – mehr Methan, höhere

Temperaturen

In acht mit Sediment und Wasser gefüllten großen Tanks haben

die ForscherInnen ein Jahr lang die Gewässer und Umweltbedingungen unserer

Breiten nachgeahmt. Ein simulierter Temperaturanstieg von 4°C führte im

gesamten Jahresverlauf zu 51 Prozent mehr Methanemissionen durch freigesetzte

Gasbläschen. „Der Temperatureffekt auf die Methanfreisetzung war vor allem auf

eine erhöhte mikrobielle Aktivität im Sediment zurückzuführen“, erklärt Dr.

Sabine Hilt, Co-Autorin der Studie und Arbeitsgruppenleiterin am IGB. Die

WissenschaftlerInnen haben errechnet, dass ein Temperaturanstieg von 1°C zu

einem sechs bis 20 Prozent höherem Ausstoß von Methanbläschen führen würde, was

wiederum einen zusätzlichen Temperaturanstieg zur Folge hätte.

„Jede Tonne Treibhausgas, die wir freisetzen, befördert also

zusätzliche Emissionen aus natürlichen Quellen“, mahnt Prof. Dr. Sarian Kosten,

Leiterin der Studie und ehemalige IGB-Gastwissenschaftlerin. „Erfreulicherweise

gilt aber auch das Gegenteil: Wenn wir weniger Treibhausgase ausstoßen und die

Temperatur sinkt, sinkt auch die Methanfreisetzung aus natürlichen Quellen.“

Durch Messungen in verschiedenen Gewässertypen und Klimazonen weltweit könnten

genauere Vorhersagen zu zukünftigen Methanfreisetzungen getroffen werden – eine

wichtige Voraussetzung für Prognosen zur globalen Klimaerwärmung und um

Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Studie:

Ralf C. H.

Aben, Nathan Barros, Ellen van Donk, Thijs Frenken, Sabine Hilt, Garabet

Kazanjian, Leon P. M. Lamers, Edwin T. H. M. Peeters, Jan G. M. Roelofs,

Lisette N. de Senerpont Domis, Susanne Stephan, Mandy Velthuis, Dedmer B. Van

de Waal, Martin Wik, Brett F. Thornton, Jeremy Wilkinson, Tonya DelSontro &

Sarian Kosten (2017) Cross continental increase in methane ebullition under

climate change. Nature Communications 8: art. 1682.

doi:10.1038/s41467-017-01535-y

Lesen Sie die Studie im Open Access Journal Nature

Communications >

https://www.nature.com/articles/s41467-017-01535-y 

Kontakt:

PD Dr. Sabine Hilt, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Abt. Ökosystemforschung, hiltigb-berlin.de, +49 (0)30 64181 677

Prof. Dr. Sarian Kosten, Institute for Water and Wetland Research, Radboud University & Netherlands Institute of Ecology (NIOO-KNAW), s.kostenscience.ru.nl