Pressemitteilung | FBH | 15-03-2011

Mit Sandwich-Chips zu hoher Leistung und Frequenz

Die CMOS-Integrationstechnik bildet seit Jahrzehnten das Rückgrat der Halbleitertechno-logie. Im HiTek-Projekt verbinden Wissenschaftler siliziumbasierte CMOS-Schaltungen mit Indium-Phosphid-Schaltungen.

Mit Sandwich-Chips zu hoher Leistung und Frequenz

Indium-Phosphid basierte Schaltungen in Folientechnologie am FBH. | FBH,schurian.com

 

Selbst in Spezialdisziplinen wie der Halbleitertechnologie gibt es

noch getrennte Welten: Forscher arbeiten unabhängig an siliziumbasierten

CMOS-Schaltungen und III-V-Halbleitern, berichtet Prof. Wolfgang Heinrich vom

Ferdinand-Braun-Institut. In einer Zusammenführung beider Welten lägen jedoch

große Chancen, Computerchips noch schneller und leistungsfähiger zu machen.

Die CMOS-Integrationstechnik bildet seit Jahrzehnten das

Rückgrat der Halbleitertechnologie. Mit den "Complementary Metal

Oxide Semiconductors" sind mehr als 95 Prozent aller digitalen oder

analog-digitalen Schaltungen realisiert, sie sorgen beispielsweise in

Computerprozessoren für immer höhere Taktzeiten. Strebt man Frequenzen um 100

Gigahertz und darüber an, stoßen die CMOS-Schaltungen jedoch an ihre Grenzen.

Um schneller zu werden, müssen sie immer weiter verkleinert werden. Dabei

sinken die Durchbruchspannung und damit auch die Leistung signifikant, welche

die Schaltung als Signal erzeugen beziehungsweise verteilen kann.

Das

Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH)

hat nun gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik (IHP)

das HiTek-Projekt gestartet, um alternative Konzepte zu entwickeln. Auf die

umfangreichen Forschungsergebnisse, die zahllose Forscherteams auf der ganzen

Welt seit vielen Jahren bei CMOS erreicht haben, wollen sie nicht verzichten.

Deshalb planen sie die Kombination zweier Technologien: Auf einen

traditionellen CMOS-Chip, der auf Silizium basiert, bringen sie eine zweite

Ebene auf. Dabei handelt es sich um eine Schaltung auf Indium-Phosphid-Basis.

„Dieses Material kann aufgrund besserer physikalischer Eigenschaften gegenüber

Silizium genau das leisten, was wir wollen: Hohe Frequenzen bei hoher

Leistung“, sagt Prof. Viktor Krozer vom FBH. Indium-Phosphid-Schaltungen

erreichen aber bei weitem nicht das hohe Maß a n Integration und

Fertigungsroutine von CMOS. „Würde man versuchen, für

Indium-Phosphid den selben Stand zu erreichen, müsste man 20 Jahre Forschung

zurückdrehen und neu beginnen“, so Krozer. Die „Sandwich-Methode“ könnte

deshalb die Lösung sein: Beide Schaltungen werden so miteinander verbunden,

dass man die Vorteile der Indium-Phosphid-Schaltung nutzen kann, ohne auf die

CMOS-Technologie zu verzichten. „Die Synchronisierung der beiden Lagen ist die

große Herausforderung unseres Projektes“, so Prof. Wolfgang Heinrich vom FBH.

„Wir werden dabei beide Lagen separat herstellen und anschließend kombinieren.

Einzelschaltungen auf den Silizium-Wafer aufzubringen, ist keine Alternative.“

Gelingt

den Projektpartnern die Kombination der Schaltungen, wäre dies ein Durchbruch

für Terahertz-Systeme. Die Idee sei zwar kein Neuland, sei aber nie konsequent

verfolgt worden, so Krozer. Die beiden Leibniz-Institute in Berlin Brandenburg

- das FBH führend in der Entwicklung von III-V-Halbleitern, und der

CMOS-Spezialist IHP- bringen eine europaweit einzigartige Kompetenz zusammen um

diese Chip-Technologie auf den Weg zu bringen. Künftige Anwendungen der

superschnellen und leistungsfähigen Chips könnten bildgebende Systeme in der

Medizin und Sicherheitstechnik oder Mobilfunkanwendungen sein. In beiden

Bereichen könnte die Grenze des Machbaren wesentlich verschoben werden, ist

sich Heinrich sicher.

 

FBH-Grafik


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Vergleich konventioneller Aufbautechnik mit Heterointegration.
Abb.: FBH, HiTek

Kontakt:

Kontakt:
Petra Immerz, E-Mail
Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik
Gustav-Kirchhoff-Straße 4, 12489 Berlin, Tel.: (030) 6392-2626