Pressemitteilung | IGB | 01-02-2010

Moore erfolgreich wiedervernässen

Im Lebensraum Moor haben sich einzigartige Tiere und Pflanzen optimal an die scheinbar widrigen Lebensbedingungen angepasst. Der Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar soll auch daran erinnern, dass dieser wichtige Lebensraum weltweit bedroht ist.

Moore erfolgreich wiedervernässen

Wiedervernässtes und überstautes Moor im Trebeltal (Mecklenburg-Vorpommern), September 2007 | Foto: D. Zak

 

Wer bekommt bei dem Begriff Moor nicht

eine leichte Gänsehaut, denkt an die trostlose Einöde in englischen

Kriminalgeschichten. Doch der Lebensraum Moor ist keineswegs eintönig.

Einzigartige Tiere und Pflanzen haben sich optimal an die scheinbar

widrigen Lebensbedingungen angepasst. Moore leisten auch wertvolle

Ökosystemdienst-leistungen für uns Menschen: Sie regulieren den Wasser-

und Kohlenstoffhaushalt.

Der Welttag der Feuchtgebiete am 2.2.2010 soll

uns auch daran erinnern, dass dieser wichtige Lebensraum weltweit

bedroht ist. Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und

Binnenfischerei (IGB) in Berlin ist die Untersuchung von Feuchtgebieten

wie Mooren und Auenlandschaften ein wichtiger Schwerpunkt. Die

Arbeitsgruppe von Dr. Jörg Gelbrecht untersucht beispielsweise, wie

einst trockengelegte Moore erfolgreich wiedervernässt werden können.

Moore nehmen mit einer Fläche

von 4,16 x 106 Quadratkilometern etwa nur drei Prozent des

globalen Festlandes ein, speichern aber 20 bis 30 Prozent der gesamten

Kohlenstoffvorräte aller Böden, was etwa 40 bis 60 Prozent des CO2-Gehaltes der Atmosphäre entspricht. Der weltweite Erhalt und Schutz der Moore

hat damit große Bedeutung in der aktuellen Klimadiskussion.

Die Mehrzahl der Moore befindet

sich in der gemäßigt kalten Klimazone der Nordhalbkugel (etwa 80

Prozent) und im tropischen Bereich Südostasiens.

Im nordostdeutschen Tiefland

bedecken sie 10 bis 12 Prozent der Oberfläche. Ursprünglich spielten sie hier – auf regionaler Ebene – eine wesentliche Funktion für den

Landschaftswasserhaushalt und für die Reinhaltung der Gewässer, da neben großen Mengen Kohlenstoff auch die Pflanzennährstoffe Stickstoff und

Phosphor in den Torfen wachsender Moore gebunden werden. Die

Entwässerung der Moore zur Torfgewinnung und zur Intensivierung der

Landwirtschaft sowie großräumige Grundwasserabsenkungen haben dazu

geführt, dass nahezu 99 Prozent der Moore ihre landschaftsökologischen

Funktionen verloren haben. Sauerstoff konnte in die oberen

Bodenschichten eindringen, mit der Folge, dass der Torf mineralisierte:

Der an Kohlenstoff gebundene Phosphor wird dabei abgespalten und kann

als jetzt gelöster Nährstoff die angrenzende Gewässer zusätzlich

belasteten. Kohlenstoff oxidiert und wird als CO2 in die

Atmosphäre abgegeben. Man schätzt, dass die Moorentwässerung und

-nutzung an der deutschlandweiten Gesamt-CO2-Emission einen

Anteil von 2,3 bis 4,5 Prozent ausmacht. In Nordostdeutschland mit hohem

Anteil an landwirtschaftlich genutzten Moorflächen liegt der Anteil

wahrscheinlich weit über 20 Prozent.

Mit zunehmender Sorge über

Wassermangel, Gewässereutrophierung, Klimaerwärmung und Artenverlust

werden Moore zu ihrer Revitalisierung im großen Maßstab wiedervernässt.

Innerhalb eines umfangreichen, im Jahr 2000 beschlossenen

Moorschutzprogramms, wurden in Mecklenburg-Vorpommern knapp 10.000

Hektar entwässerter Moore wiedervernässt. In begleitenden Studien

konnten die Wissenschaftler in Kooperation mit dem ZALF Müncheberg

zeigen, dass in den ersten Jahren der Wiedervernässung größere Mengen an

Phosphor und klimaschädlichen Methan freigesetzt werden. Dafür ist die

obere stark zersetzte Torfschicht verantwortlich, in der sich leicht

mobilisierbare Nährstoffe angereichert haben. Das trifft auch auf

untersuchte Waldmoore in Berlin und Brandenburg zu. Für den praktischen

Moorschutz bedeutet das: Der Wasseraustausch von überstauten Mooren mit

angrenzenden Gewässern sollte möglichst gering gehalten werden,

beispielsweise durch den vorläufigen Erhalt von Deichanlagen. Zukünftig

werden die neu gebildeten Flachseen langsam verlanden, und sich

anschließend ein neues Moor ausbilden. Die vollständige

Wiederherstellung der ursprünglichen landschaftsökologischen Funktionen

wird vermutlich mehrere Jahrzehnte dauern. Ob sich dieser Prozess durch

eine vorherige Entfernung der stark zersetzten Torfschicht beschleunigen

lässt, ist Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojektes des IGB.

Das Leibniz-Institut für

Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) ist das größte deutsche

Zentrum für ökosystemare Forschung an Binnengewässern.

Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von

Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen,

regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter

ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von

Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume.

Kontakt:

Wissenschaftlicher Kontakt Moore:
Dr. Jörg Gelbrecht
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Müggelseedamm 301,12587 Berlin, Email: gelbrigb-berlin.de
(030) 64181730

Wissenschaftlicher Kontakt Auenlandschaften:
Prof. Dr. Klement Tockner
Direktor des Leibniz-Institutes für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Email: tocknerigb-berlin.de, (030) 64181601

Pressesprecherin IGB:
Nadja Neumann
Nadja.neumannigb-berlin.de
(030) 64181631 www.igb-berlin.de