Pressemitteilung | IZW | 19-12-2008

Punktlandung bei der Geburt des Elefantenbabys

Punktlandung bei der Geburt des Elefantenbabys

Zwei Tage vorher wussten die Wissenschaftler, dass die Geburt kurz bevorsteht.| Foto: IZW

 

Am 13. Dezember ist im Berliner Tierpark ein Elefantenbaby geboren worden. Niemand wusste, seit wann genau die asiatische Elefantenkuh Kewa trächtig war. Trotzdem konnten Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) den Geburtstermin sehr genau vorhersagen - so waren die Tierpfleger auf die Geburt vorbereitet.

Fast zwei Jahre dauert die Tragzeit beim asiatischen Elefanten, durchschnittlich 635 Tage. Wenn dann das Elefantenkalb zur Welt kommt, soll natürlich unbedingt ein Geburtshelfer dabei sein. Und das bedeutet Nachtschichten für die Tierpfleger. Bei der Elefantenkuh Kewa war der Geburtstermin zunächst völlig unklar, da nicht einmal der Deckzeitpunkt bekannt war. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung wendet eine Methode an, mit der es den Zeitpunkt der Geburt sehr genau voraussagen kann. Dr. Martin Dehnhard vom IZW sagt: "Das hat auch dieses Mal sehr gut geklappt: Nach nur zwei Nachtwachen war das Elefantenbaby da."

Während der Trächtigkeit produziert der Gelbkörper im Eierstock der Elefantenkuh das Trächtigkeitshormon Progesteron. Etwa vier bis fünf Tage vor der Geburt sendet das Jungtier ein Signal mit dem Stresshormon Cortisol an das Muttertier, was den Abbau des Gelbkörpers auslöst. Der Progesteronspiegel sinkt daraufhin ab, die Geburt steht kurz bevor.

Schon über 3 Wochen hatten Marlies Rohleder und Katrin Paschmionka vom IZW den Progesteronspiegel bei Kewa dreimal wöchentlich gemessen. Dafür war dem Elefanten täglich eine Blutprobe aus der Ohrvene entnommen worden, was bei einem trainierten Zootier kein Problem ist. Am Donnerstag letzter Woche stellte sich heraus, dass der Progesteronspiegel um fünfzig Prozent gesunken war. Das deutete darauf hin, dass die Geburt in ein bis zwei Tagen stattfinden würde. Sofort sind die Pfleger zur Nachtwache beim Elefanten geblieben. Als der Wert am Freitag noch weiter abgesunken war, war allen klar, dass es sich um keinen Fehlalarm handelte. Am Samstagabend war es dann soweit: Das Kalb wurde geboren.

"Wir hatten uns schon auf Weihnachten und Silvester im Labor eingestellt", sagt Marlies Rohleder. Katrin Paschmionka ergänzt: "Wir wussten nur, dass die Geburt innerhalb der nächsten zwei Monate stattfinden würde. Die eindeutigen Messwerte haben uns dieses Mal eine sehr punktgenaue Vorhersage ermöglicht." Schon bei 17 Elefantengeburten konnte das IZW durch die Prognose des Termins zu einer optimalen Begleitung der Geburt beitragen.

Beim Menschen würde dieses Prinzip übrigens nicht funktionieren: Hier produziert die Plazenta das Schwangerschaftshormon Progesteron. Der Progesteronspiegel sinkt daher nicht schon einige Tage vor der Geburt, sondern erst hinterher.

Kontakt:

Dr. Martin Dehnhard, Tel.: (030) 51 68-615
Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
10315 Berlin, Alfred-Kowalke-Str. 17
dehnhardizw-berlin.de
Weitere Informationen:
http://www.izw-berlin.de