Pressemitteilung | IGB | 14-06-2007

Rückkehr des Störs in die Oder

Rückkehr des Störs in die Oder

Ein junger Stör, der mit einem Sender versehen ist.|Foto: IGB

 

Störe kehren in die Oder zurück. Am heutigen Donnerstag haben Wissenschaftler unter der Federführung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die ersten von insgesamt zweitausend Jungstören bei Hohensaaten in die Oder entlassen. Der Besatz geschah im Rahmen eines gemeinsam von Deutschland und Polen durchgeführten Wiederansiedlungsprojektes. Bereits im Mai 2007 waren auf polnischer Seite Jungstöre in einen Oderzufluss gesetzt worden. „Die Maßnahme gilt als ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Rückkehr der Störe in den Ostseeraum und ist ein entscheidender Schritt in unseren Bemühungen zum Schutz der globalen Biodiversität“, sagt Prof. Hartmut Vogtmann vom Bundesamt für Naturschutz (BfN).

Das BfN fördert mit Mitteln des Bundesumweltministeriums seit Mitte der 1990er Jahre ein Projekt zum Wiederaufbau von Beständen des europäischen Störs in deutschen Flüssen und Meeresgebieten der Nord- und Ostsee. Projektpartner sind, unterstützt durch eine Förderung des Bundesforschungsministeriums und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, die Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern sowie Partner auf polnischer Seite wie das Institut für Binnenfischerei.

Das Projekt ist Bestandteil einer langfristigen Strategie zum Aufbau sich selbst reproduzierender Bestände heimischer Störarten, nachdem diese durch intensive Fischerei sowie zunehmende Gewässerverbauung und -verschmutzung seit Mitte des 19. Jahrhunderts einen massiven Bestandseinbruch erfahren haben. Ziel der heutigen Besatzmaßnahme ist es, den zurzeit als ausgestorben bzw. als verschollen geltenden Ostseestör (Acipenser oxyrinchus) in seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Ostsee und seinen Zuflüssen wiederanzusiedeln.

Eine Voraussetzung für die Rückkehr des Störs sind der Erhalt und die Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume verbunden mit einem ökologisch ausgerichteten Flussgebietsmanagement. Die Bedeutung von naturnahen Flussgebieten für den Artenschutz kommt auch in dem Besatzort zum Ausdruck. Das Untere Odertal mit seinem Nationalpark und dem polnischen Landschaftsschutzpark ist die letzte großräumige Überflutungsaue Mitteleuropas. Sie soll die Kinderstube für die jungen Störe werden.

Sich selbst erhaltende Bestände des Störs sollen in Zukunft als Leit- und Indikatorart für naturnahe Gewässer auch in anderen deutschen Flüssen und Meeresgebieten wieder aufgebaut werden. Maßnahmen zum Schutz der urtümlichen Fische sollen auch anderen, weniger prominenten Wanderfischarten helfen, indem wichtige Lebensräume für deren Bedürfnisse wiederhergestellt werden. Eine wesentliche Vorraussetzung zum Schutz wandernder Fischarten bildet die Passierbarkeit der Flüsse sowie ein Netzwerk von Schutzgebieten zur Erhaltung der wichtigsten Lebensräume der Arten.

Ebenso wichtig für den Erfolg des Projekts ist die Kooperation mit allen Nutzer- und Interessensgruppe. Vogtmann lobt in diesem Zusammenhang besonders die Bereitschaft der Berufs- und Sportfischer, das Projekt zu unterstützen und sieht es als gutes Beispiel für die verbesserte Kooperation von der Naturschutz- und Fischereiseite.

Ansprechpartner für fachliche Fragen:
Dipl.-Biol. Jörn Geßner, IGB Berlin (Tel.: 030–64181626, E-Mail)
Dr. Henning von Nordheim, BfN, Insel Vilm (Tel.: 038301-86 120, E-Mail)