Pressemitteilung | FBH, FMP, IGB, IKZ, IZW, MBI, PDI, WIAS | 22-02-2007

Senator Zöllner: "Der Nachwuchs muss Perspektiven haben"

 

Podiumsdiskussion anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Forschungsverbundes Berlin

Der Forschungsverbund Berlin feiert sein 15-jähriges Bestehen mit einer Veranstaltungsreihe in der Berliner URANIA. Den Auftakt machten ein Empfang und eine Podiumsdiskussion, an der Wissenschaftssenator Jürgen Zöllner (SPD), Ernst T. Rietschel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft und Thomas Elsässer, Direktor am Max-Born-Institut, teilnahmen. Vom 1. bis 12. März werden sich dann die acht Institute des Forschungsverbundes in Einzelvorträgen an der URANIA einem breiteren Publikum vorstellen.

Bei der Podiumsdiskussion am Dienstagabend ging es zum einen um die Arbeitsbedingungen der Wissenschaftler in Berlin, zum anderen um die Rolle der außeruniversitären Forschung insgesamt. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf der Leibniz-Gemeinschaft, zu der sämtliche Institute des FVB gehören. Thomas Elsässer machte den Senator darauf aufmerksam, dass es in Deutschland zunehmend schwerer werde, hochqualifizierte Wissenschaftler aus dem internationalen Umfeld zu gewinnen. Elsässer beklagte hierbei vor allem die Restriktionen des Tarifrechts im öffentlichen Dienst, die den Forschungsverbund Berlin und die Leibniz-Gemeinschaft besonders hart träfen. Ein weiteres Problem seien gerade für Nachwuchskräfte die unklaren Karriereaussichten. Befristet angestellte Forscher müssten auch die Chance auf eine Festanstellung („tenure track“) haben, forderte Elsässer.

Jürgen Zöllner stimmte gerade der letzten Forderung des MBI-Direktors zu: „Der Nachwuchs muss Perspektiven haben“, sagte der Senator. Was die Frage der Bezahlung angehe, da sei er „etwas hilfloser“, fügte Zöllner hinzu. Bei Professoren in der W-Besoldung biete der öffentliche Dienst sehr wohl Spielräume, im Falle von Nachwuchswissenschaftlern – „Postdocs“ – sei er überzeugt, dass sich für Einzelfälle auch Lösungen durch eine flexible Handhabung des Personalhaushalts finden ließen. Generell jedoch halte er es „für unwahrscheinlich, dass wir schnell zu höheren Gehältern kommen werden“, sagte der Wissenschaftssenator.

Mit dem Präsidenten der Leibniz-Gemeinschaft, Ernst Rietschel, war sich Zöllner einig, dass gerade Leibniz-Einrichtungen eine herausragende Rolle für die Entwicklung eines Bundeslandes spielen. Berlin habe hier besonders gute Voraussetzungen. Außeruniversitäre Institute setzten sich Zöllner zufolge, anders als universitäre Einrichtungen, besonders zielgerichtet für anwendungsorientierte Formen des Wissenstransfers in einer Region ein.

Zentrale Aufgabe des Landes Berlin sei es, so der Wissenschaftssenator, die Vernetzung zwischen Forschung und Wirtschaft aktiv zu fördern. Zöllner wolle dafür sorgen, das vorhandene enorme Potential außeruniversitärer Forschung sichtbarer zu machen.

Einig waren sich die Gäste auf dem Podium auch darin, dass es gerade in Berlin eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen und den außeruniversitären Einrichtungen gebe. „Die Universitären könnten dabei allerdings noch etwas mehr tun, wenn es um Berufungen geht, die bestehende Forschungsschwerpunkte verstärken“, sagte Leibniz-Präsident Ernst Rietschel. Senator Zöllner sah hier „eher die Unis in der Pflicht“.

In seinem Grußwort hatte Rietschel die Bedeutung des Forschungsverbundes für die Leibniz-Gemeinschaft gewürdigt. Er lobte überdies die herausragende Rolle, die der FVB beim Aufbau der acht Institute in den Jahren nach der Wende geleistet habe. Alle Institute seien mehrfach glänzend evaluiert worden. Der Forschungsverbund könne Vorbild für weitere regionale oder thematische Verbünde sein. „Die Qualität der Administration beflügelt auch die Wissenschaft“, sagte Rietschel. Hinzu kommen weitere Vorteile, wie Thomas Elsässer ergänzte: Die Kooperation erleichtere es ungemein, gemeinsame Strategien zu entwickeln und diese auch mit einer größeren Durchsetzungskraft zu verfolgen. Eine Überblicksinformation zum Forschungsverbund Berlin ist in einer Kurzdarstellung am Ende der Pressemitteilung zu finden.

Hintergrund-Informationen zu den weiteren Veranstaltungen an der URANIA:

1. März19.30 UhrDr. Gudrun Wibbelt (IZW): „Fliegende Methusalems – Können Fledermäuse krank werden?"
2. März17.30 UhrProf. Dr. Walter Rosenthal (FMP): „Gibt es das perfekte Arzneimittel?"
5. März19.30 UhrProf. Dr. Holger Grahn (PDI): „Die ‚weiß-blaue’ Revolution: Weiße und blaue Leuchtdioden und blaue Laser aus Halbleitern"
6. März19.30 UhrDr. Bernd Sumpf (FBH): „Kleine Laser – Große Wirkung: Halbleiterlaser für Medizin und Gesundheit"
7. März19.30 UhrProf. Dr. Klaus Jacobs (IKZ): „Wozu und wie züchtet man Kristalle?"
8. März19.30 UhrProf. Dr. Gunnar Nützmann (IGB): „Gewässer zwischen Wunsch und Wirklichkeit: Baden in der Spree? Trockene Flüsse und nasse Keller?"
9. März19.30 UhrProf. Dr. Thomas Elsässer (MBI): „Hat Wasser ein Gedächtnis? Neue Erkenntnisse der Physik"
12.März19.30 UhrProf. Dr. Dietmar Hömberg (WIAS): „Mathematik – Rohstoff für die Industriegesellschaft"


Zum Forschungsverbund Berlin e.V. gehören folgende acht Institute:

  • Ferdinand-Braun-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH)
  • Institut für Kristallzüchtung (IKZ)
  • Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
  • Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie (FMP)
  • Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW)
  • Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI)
  • Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI)
  • Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS)


Der Forschungsverbund in Kürze
Der Forschungsverbund Berlin e.V. entstand 1992 im Zuge der Evaluierung ostdeutscher Forschungsinstitute. Acht Einrichtungen, die vorher zur Akademie der Wissenschaften der DDR gehört hatten, gaben sich eine gemeinsame Trägergesellschaft. Die wissenschaftliche Autonomie blieb unangetastet.

15 Jahre nach ihrer Gründung haben sich die Institute wissenschaftlich nicht nur alle bewährt, sondern sich in einigen Feldern an die internationale Spitze gesetzt. Dies zeigen die regelmäßigen Evaluierungsergebnisse von unabhängigen Expertenkommissionen. Immer wieder bescheinigen die Gutachter den FVB-Wissenschaftlern höchste Exzellenz.

Rund 1200 Menschen arbeiten im Forschungsverbund. Die Direktoren der Institute und weitere leitende Wissenschaftler haben Lehrstühle an Universitäten in Berlin und Brandenburg inne und sichern so eine enge Verbindung zu Lehre und Forschung in den Hochschulen der Region. 

Ihre Grundfinanzierung – im Jahr 2006 etwa 65 Millionen Euro – erhalten die Institute aus der gemeinsamen Forschungsförderung zur Hälfte vom Bund und vom Land. Darüber hinaus werben die Institute im Schnitt  25 Prozent (einzelne Institute bis zu 50 Prozent) aus Drittmitteln ein. Mehr als 20 Millionen Euro kamen so im Jahr 2005 zum Etat hinzu. Die Institute schaffen damit zusätzlich rund 340 Arbeitsplätze in Berlin für Wissenschaft und Forschung.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Walter Rosenthal, Direktor des Leibniz-Instituts für molekulare Pharmakologie und Vorstandssprecher des FVB (Tel.: 030 / 9 47 93-100)
Prof. Dr. Thomas Elsässer, Direktor am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (Tel.: 030 / 6392-1400)