Dies haben Forschende vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der spanischen Universität Girona (UdG) untersucht.
Viele Flüsse sind durch Staudämme und Wehre verbaut. Durch diese sogenannte Fragmentierung können einheimische Fische entlang eines Flusses oft keine neuen Lebensräume besiedeln, auch wenn die Auswirkungen des Klimawandels wie Veränderungen der Wassertemperatur und -qualität sie dazu treiben.
Gleichzeitig könnte eine Fragmentierung von Flüssen gebietsfremden, invasiven Arten erschweren, sich auszubreiten. Ob das so ist, wie sich Lebensräume von einheimischen und gebietsfremden Fischarten unter verschiedenen Klimaszenarien verändern und welche Rolle Staudämme dabei spielen, hat das Forschungsteam am Beispiel des Flusses Ebro im Nordosten Spaniens untersucht.
„Die Fische im Ebro leiden besonders unter den Auswirkungen des Klimawandels und der Invasion gebietsfremder Fischarten. Zusätzlich ist der Ebro durch 300 große Staudämme und viele kleine Querbauwerke unterbrochen, was die Situation für die heimischen Arten verschärft“, so Emili García-Berthou, Professor an der Universität Girona und Koautor der Studie.
Anhand räumlicher Modelle zeigten die Forschenden, dass der Anteil geeigneter Lebensräume, die unter zukünftigen Klimaszenarien erschlossen werden können, durch Querbauwerke eingeschränkt wird. Bei Klimaveränderungen werden einheimische Arten ihre Lebensräume vor allem am Unter- und Mittellauf größerer Ebrozuflüsse verlieren; gebietsfremde Arten werden dagegen dort voraussichtlich Lebensräume zugewinnen. Ihren Ergebnissen zufolge wird die Mehrheit der Arten ihr Verbreitungsgebiet flussaufwärts verschieben, wobei gebietsfremde invasive Fischarten wie Moskitofisch, Wels und Karpfen sich voraussichtlich stark ausbreiten.
„Im Ebro leben viele endemische Fischarten die ausschließlich auf der Iberischen Halbinsel vorkommen. Diese Arten sind besonders bedroht, wenn sie durch Staudämme ihr Verbreitungsgebiet nicht anpassen und somit den Folgen des Klimawandels nicht entgehen können. Staudämme verhindern oft nicht die Ausbreitung invasiver Arten. Tatsächlich können sich gebietsfremde Fische durch die veränderten Strömungs- und Lebensraumbedingungen, die sich durch das Aufstauen von Flüssen ergeben, häufig sogar leichter ansiedeln", sagt IGB-Forscher Johannes Radinger, Hauptautor der Studie.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass die Fischgemeinschaften in stark fragmentierten und vom Klimawandel betroffenen Flüssen besonders vom Artenverlust bedroht sind. „Das Gewässermanagement sollte sich vor allem auf eine Wiederherstellung des natürlichen Abflussregimes, der Lebensräume und deren Vernetzung, sowie auf die Verhinderung weiterer Einschleppungen nicht heimischer Arten fokussieren“, so die Schlussfolgerung der Forschenden.