Pressemitteilung | IZW | 21-04-2011

Tod eines Eisbären

Mit Hilfe der neuesten Scan- und Modellierungs-Technik haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der TU Berlin dazu beigetragen, die genaue Ursache für den plötzlichen Tod von Eisbär Knut zu finden.

Tod eines Eisbären

3D-Modell des Schädels von Eisbär Knut | Foto: TU-Pressestelle/Ruta

 

Mit Hilfe der neuesten Scan- und Modellierungs-Technik haben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) und der Technischen Universität Berlin (TU) dazu beigetragen, die genaue Ursache für den plötzlichen Tod von Eisbär Knut zu finden. 

Dr. Thomas Hildebrandt und seine Kollegen vom IZW nutzten dafür den aus dem Konjunkturprogramm II über Landesmittel finanzierten Toshiba Forschungs-Computertomographen des Instituts (Science, 16. Juli 2010, S. 261) und erstellten einen hochauflösenden 3D-Scan von Knuts Körper und Schädel. Prof. Hartmut Schwandt, Ben Jastram and Joachim Weinhold  von der TU konnten auf der Grundlage dieser Daten mit Hilfe eines 3D-Spezialdruckers eine hochpräzise Replik des Schädels, des Gehirns und des Gesichts des Eisbären erstellen.
Die Obduktion und Untersuchung der realitätsgetreuen Modelle durch die Pathologin Claudia Szentiks am IZW lüftete das Geheimnis. Knut litt vermutlich an viraler Enzephalitis, einer Entzündung im Gehirn. Dadurch verlor er schlagartig die Kontrolle über seinen Körper, stürzte in das Wasserbecken seines Geheges und ertrank. Die Bilder des Tomographen und die erstellten Modelle zeigen, dass das Gehirn normal ausgebildet war und keine strukturellen Veränderungen hatte. Damit kann ein angeborener Defekt ausgeschlossen werden. Gleichzeitig erklärt dies, warum Knut vor seinem tödlichen Sturz keine Symptome gezeigt hatte. „Der Zoo konnte also nicht erkannt haben, dass Knut schwer krank war“, erklärt Hildebrandt. Eisbären würden zudem in freier Wildbahn häufig bis zum Tod kämpfen. Daher hätten sie einen evolutionären Mechanismus entwickelt, keinerlei Symptome einer Krankheit zu zeigen und Schwächen zu verbergen.
Auch abseits vom Fall Knut haben die hochauflösenden 3D-Daten den Forschern neue Erkenntnisse über Eisbären geliefert. So konnten sie anhand des Gehirnmodells sehen, warum die Tiere extrem gut riechen können. Wenige Moleküle einer Substanz würden ausreichen, damit die Nervenzellen deren Geruch wahrnehmen, so Hildebrandt. Mit den Daten der Scans wollen die Forscher in Kürze einen virtuellen Rundgang durch den Körper des berühmten Eisbären erstellen.

Knut_Kopf

3D-Modell des Kopfes von Knut.

Foto:TU-Pressestelle/Ruta

 

Quelle: Science Band 332, S. 157 

 

Kontakt: 

Dr. Thomas Hildebrandt, Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Tel.:030- 5168 220, hildebrandizw-berlin.de
www.izw-berlin.de