Artikel | PDI | 22-12-2021

Verschwörungen, Wissenschaft und die emotionale Suche nach Wahrheit

Das PDI experimentiert mit einer Science-Show

Blumen! Die Science-Show im Eisbär-Saal des Museums für Naturkunde auf dem Berlin Science Week Campus 2021. | Foto: Anja Wirsing

In komplexen und bedrohlichen Situationen wie der Covid-19-Pandemie bräuchte man zuverlässigen Rat von Autoritäten, die ganz eindeutige Antworten bereithalten: So ist die Lage und das musst du tun. Vor allem hätte man gerne die Gewissheit: Alles wird gut. Verschwörungstheorien geben vor, diese Lösungen zu kennen, und so blühen sie in Zeiten der Krise. Die Wissenschaften hingegen, die so spröde daherkommen und so wenig eindeutige Lösungen liefern, sehen sich auf einmal in der Kritik als unzuverlässiger Ratgeber und als „die Lockdown-Macher“, weil sie ihre Einschätzung der Lage immer mal wieder modifizieren und stets mit Fußnoten versehen. Ziel der Verschwörungstheoretiker ist es, um jeden Preis recht zu haben. Wissenschaft hingegen ist vom Ansatz her durch Selbstzweifel und ständiges Hinterfragen der eigenen Erkenntnisse gekennzeichnet. Bei der Suche nach Fakten und Wahrheit fordern Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen den Widerspruch zu ihren Hypothesen ständig heraus. Das kann ermüdend sein. In Krisenzeiten hätte man es gerne klar und einfach.

So viel komplizierter und mühsamer die wissenschaftliche Methode auch ist – sie ist das einzigeVerfahren, mit dem wirkliche, seriöse Erkenntnisgewonnen werden kann. Und wer einmal Einblick in die Wissenschaften bekommt, der wird das Ringen schätzen lernen, das die Forschungsarbeit ausmacht.

Um möglichst vielen Menschen, diesen Einblick zu ermöglichen, beschäftigt sich das Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik (PDI) seit einigen Jahren mit Wegen, die Idee und Methodik des Wissenschaffens selbst zu vermitteln, also Wissenschaftstransfer zu betreiben – zusätzlich zum Wissenstransfer, der sich mit der Vermittlung der wissenschaftlich gewonnenen Inhalte befasst. Und immer wieder interessiert sich das PDI dabei besonders für den Zugang zur wissenschaftsfernen Öffentlichkeit.

So produzierte das PDI im Rahmen der Berlin Science Week 2021 einen Prototypen der Science-Show „Jetzt sprechen die Blumen“, um zu vermitteln, was die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler so begeistert forschen lässt. Das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das Leibniz-Institut für Kristallzüchtung (IKZ) und das Max-Delbrück Centrum für Molekulare Medizin (MDC) hatten die Aufgabe, ausgehend von einer Blume, die ihnen zugeteilt worden war, einen kurzen Film über ihr Forschen zu produzieren. Sie hatten einen Tag Zeit für ihre Dreharbeiten und bekamen einen Kameramann zur Seite, der sich auch um Schnitt und Ton kümmerte. Die Institute traten dann in der Live-Show im Eisbär-Saal des Museums für Naturkunde auf dem Berlin Science Week Campus mit den Clips gegeneinander an. Das Publikum im Saal und im virtuellen Raum des Livestreams bestimmte den Gewinner-Film.

Die Wahl der Werbeikone Friedrich Liechtenstein als Co-Moderator der Show mit Dr. Carsten Hucho vom PDI war ein Türöffner zu einem Publikum, das über die „science curious few“ hinausging. In der Show entwickelte sich aus dem anfänglichen, spielerischen Wettbewerbselement eine zunehmend tiefergehende Diskussion zum eigenen Antrieb hinter dem Forschen, zu Zielen, Erfolgen und Frustrationen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und zu der Frage: Warum möchte ich mein Wissen weitergeben?

Die drei Institute lieferten Filme, die das Publikum auf unterschiedlichste Weise begeisterten. Schließlich gewann das MDC mit seinem hochprofessionellen Film und grandiosem Hauptdarsteller den Wettbewerb. Der Film wird auf der Science-Fassade des Paul-Drude-Instituts gezeigt.

Carsten Hucho

Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik
Dr. Carsten Hucho
Tel. 030 20377-234
E-Mail huchopdi-berlin.de