Pressemitteilung | MBI | 04-09-2009

Visionen in die Tat umsetzen

Visionen in die Tat umsetzen

Prof. Dr. Ingolf Hertel|Foto: privat

 

Prof. Ingolf Hertel ist seit 1992 Direktor am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI). Er hat sein Wissenschaftsgebiet - die Laserforschung - und den Wissenschaftsstandort Berlin maßgeblich geprägt. Am 7. September wird der 68-jährige Physiker mit einem Kolloquium in Adlershof festlich verabschiedet.

Wissenschaftlich gesehen kann es bei Ingolf Hertel nicht schnell genug gehen: Sein Fachgebiet sind Laserpulse von extrem kurzer Dauer. Mit solchen energiereichen Lichtblitzen kann man chemische Reaktionen genauer als je zuvor untersuchen und Materialien analysieren. Außerhalb der Laserlabore denkt er aber gern in längeren Zeiträumen. Seit er ans MBI gekommen ist, setzt er sich für den Aufbau Adlershofs ein. Prof. Hertel hat in seiner Karriere kaum etwas ausgelassen, hat ein Lehrbuch geschrieben, kann über 300 Veröffentlichungen vorweisen, war mit 29 Jahren der erste Dekan des Fachbereichs Physik an der Uni Kaiserslautern. Sein Wirken sei im Folgenden kurz skizziert. 

Der Physiker 

Bei dem gebürtigen Dresdner stimmt die Formulierung, er habe sein Handwerk von der Pieke auf gelernt. Erste Berührung mit den Naturwissenschaften hatte er bei der Ausbildung zum Physiklaboranten in Freiburg im Breisgau, danach Ingenieurausbildung in Lübeck, Physikstudium und Promotion in Freiburg, erste Professur in Kaiserlautern. Sein Forschungsgebiet lässt sich am besten unter dem Begriff „Photophysik“ und „Photochemie“ zusammenfassen, wobei es immer um die Dynamik der photoinduzierten Prozesse geht. Am Anfang seiner Laufbahn untersuchte Hertel den Energieaustausch durch Stöße von angeregten Alkaliatomen mit Elektronen. Im Laufe der Zeit wurden die Systeme immer größer. Aus dem Elektron wurden zweiatomige Moleküle, später atomare und molekulare Cluster und schließlich komplexe Moleküle wie zum Beispiel das berühmte Fußballmolekül C60. Anstatt atomarer Stöße verwendete er schließlich ultrakurze Laserpulse, um die Dynamik der photoinduzierten Energieumverteilung zu untersuchen. 

Der Manager 

Er kam, sah und – setzte etwas in Bewegung. So könnte man Ingolf Hertels Wirken im Wissenschaftsbetrieb beschreiben. Er gehörte zu den Mitbegründern der Universität Kaiserslautern, die 1970 auf der grünen Wiese entstand. In seiner ersten Berliner Zeit von 1978-86 rief er unter anderem einen Sonderforschungsbereich ins Leben, in Freiburg folgte 1986 gleich der nächste. Zu seinen besonderen Erfolgen zählt die Gründung des Freiburger Materialforschungszentrums 1990, eines interdisziplinären Zusammenschlusses der naturwissenschaftlichen Fakultäten. So kam für Hertel 1992 die Herausforderung „Adlershof“ wohl gerade recht. Hier hat er als einer von drei Direktoren das Max-Born-Institut mit aufgebaut und den Standort Adlershof maßgeblich geprägt, unter anderem auch als Gründer und langjähriger Vorsitzender des Vereins der außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Adlershof (IGAFA). 

Der Politiker 

Dass aus den Instituten der „Blauen Liste“ – so genannt, weil die dazugehörenden Akten Jahrzehnte lang blau gekennzeichnet waren – die Leibniz-Gemeinschaft wurde, daran hat Ingolf Hertel einen großen Anteil. Von 1995-98 war er ihr erster Präsident. „Ingolf Hertel hatte die Vision, dass die Einrichtungen der Blauen Liste nur durch eine gemeinsame Strategie und wissenschaftspolitische Interessenwahrnehmung dauerhaft überlebensfähig sein würden. Er besaß die Kraft, diese Vision gegen fast unendliche Widerstände in die Tat umzusetzen. Das ist sein besonderer Verdienst“, würdigt der amtierende Leibniz- Präsident Ernst Rietschel seinen Vorgänger. Auf Hertels Qualitäten als Lenker und Weichensteller wurde auch die Berliner Politik aufmerksam. 1998 ernannte ihn der damalige CDU-Senator Peter Radunski zum Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung. Hertel war in den achtzehn Monaten seiner Amtszeit am Umzug der Humboldt- Universität nach Adlershof ebenso beteiligt wie an der Ansiedlung des Instituts für Luft- und Raumfahrt. 

Der Ausbilder 

Hertel hat im Laufe seiner Karriere zahllose Diplomanden und Doktoranden betreut. Der Ausbildung fühlt er sich nach seiner Emeritierung weiter verpflichtet. Er möchte, dass die Naturwissenschaften auch in der breiten Bevölkerung einen größeren Stellenwert einnehmen. Deshalb wird er im Rahmen einer Professur am ProMINT-Kolleg der Humboldt-Universität im Rahmen einer Senior Professur der „Wilhelm und Else Heraeus Stiftung“ für die Weiterentwicklung der Lehrerausbildung im Fach Physik tätig sein. Der direkte Draht zu seinen Wissenschaftlerkollegen ist dabei gewährleistet: Sein neues Büro befindet sich in Adlershof.