Forscher des Paul-Drude-Instituts für
Festkörperelektronik entwickeln gemeinsam mit der Industrie und anderen
Forschungsinstituten im Rahmen eines EU-Projektes weiße Leuchtdioden
(LEDs), die auf Nanosäulen basieren. Dadurch könnte die Produktion von
energiesparenden weißen LEDs deutlich billiger werden.
Weißes Licht ist eine Mischung
aus den verschiedenen Spektralfarben. Weiße LEDs bestehen in der Regel
aus Galliumnitrid (GaN), das auf einem Saphirsubstrat Atomlage für
Atomlage als dünne Schicht gezüchtet wird. Solche LEDs produzieren
zunächst blaues Licht, das mit einem Lumineszenfarbstoff teilweise in
gelbes Licht umgewandelt wird. Gelbes und blaues ergibt dann weißes
Licht. Saphir als Substrat macht die Herstellung weißer LEDs jedoch sehr
teuer, was der massenhaften Verbreitung der leuchtenden Winzlinge
bislang noch im Wege steht. Außerdem hat das Licht der bisher
erhältlichen LEDs noch nicht den optimalen Weißton.
Im Rahmen des EU-Projektes SMASH
(Smart Nanostructured Semiconductors for Energy-Saving Light
Solutions), das die Firma OSRAM (OS) koordiniert, wollen die Physiker
anstatt der Schichten nun GaN-Säulen wachsen lassen. Das Saphir-Substrat
wollen sie durch preiswertes Silizium ersetzen, das gängige Material in
der Halbleitertechnik. Bislang konnte man Silizium nicht als Substrat
verwenden, da GaN-Schichten darauf nicht gut wachsen: Die
Kristalleigenschaften der beiden Materialien sind zu unterschiedlich,
deshalb kommt es zu Verspannungen und Defekten in der GaN-Schicht, was
die Lichtausbeute verringert.
Bei Nanosäulen ist das anders.
„Der Einfluss des Substrats auf das Wachstum von Nanosäulen ist viel
geringer, Verspannungen haben sich nach wenigen Atomschichten
'rausgewachsen'“, erläutert Dr. Achim Trampert vom PDI. Erste Versuche
zeigen, dass die GaN-Säulen hervorragende Kristalleigenschaften haben.
Auch weisen die Säulen eine große Oberfläche auf und können somit mehr
Licht bei gleicher Grundfläche abstrahlen. Das erhöht die Lichtausbeute
der LEDs. Um weißes Licht zu erhalten, wollen die Forscher innerhalb
der GaN-Säulen Schichten mit verschiedenem Indiumgehalt erzeugen. Der
Indiumgehalt bestimmt die Wellenlänge, also die Farbe des Lichts. Die
Säulen strahlen aus verschiedenen Schichten verschiedenfarbiges Licht
ab, was insgesamt weißes Licht ergibt. Eine Umwandlung von farbigem
Licht ist dann nicht mehr nötig.
Die Wissenschaftler müssen dabei
noch viele Probleme lösen, zum Beispiel, dass die Säulen derzeit noch
unregelmäßig wachsen. Idealerweise sollen sie alle exakt gleich groß
sein und die gleichen Abstände zueinander haben. Auch wie viel Indium
sich unter welchen Bedingungen beimischen lässt, muss noch im Detail
geklärt werden. Die Aufgabe der PDI-Forscher wird es vor allem sein, zu
untersuchen wie sich der Prozess des Wachstums der Nanosäulen und ihre
Zusammensetzung auf ihre optischen und strukturellen Eigenschaften
auswirkt. Dazu verwenden sie spektroskopische und mikroskopische
Messmethoden mit hoher Auflösung.
Die Beleuchtung verbraucht heute
20 Prozent der gesamten Energie in Deutschland. Da LEDs bei weitem die
effizientesten Lichtquellen sind, ließe sich mit ihnen viel Strom
sparen. Bis dahin wird es jedoch noch etwas dauern: „Erst wenn weiße
LEDs so günstig sind, dass sie als Massenware produziert werden können,
werden sie andere Leuchtmittel in großem Stil ablösen“, ist sich Dr.
Achim Trampert sicher.
Weitere Partner bei SMASH:
Osram Opto Semiconductors
GmbH, Università di Roma (I), ETH Zürich (CH), CEA-LETI Minatec (F),
University of Bath (UK), Oxford Instruments Plasma Technology Ltd., TU
Braunschweig, Universidad Politécnica de Madrid (Spain), PDI, CRHEA-CNRS
(F), Obducat Technologies AB (S), MacDermid Autoyppe Ltd. (UK),
International Laser Center (Slovakia)
Kontakt:
Dr. Achim Trampert Paul-Drude-Institut für Festkörperelektronik Tel.: 030 20377 280, trampertpdi-berlin.de |