Pressemitteilung | FVB | 22-09-2005

Wie der Hörsinn Rauschen unterdrückt

 

Die Berliner Biologin Astrid Vogel erhält den Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis 2005 des Forschungsverbundes Berlin für ihre Doktorarbeit über neuronale Prozesse. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und wird jährlich vergeben

Die Biologin Dr. Astrid Vogel (31) erhält den Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis 2005 des Forschungsverbundes Berlin (FVB). Die Preiskommission zeichnet damit die hervorragende Dissertation aus, die sie an der Humboldt-Universität zu Berlin vorgelegt hat. Astrid Vogel befasste sich in ihrer Doktorarbeit mit dem Hörsystem der Wanderheuschrecke Locusta migratoria.

Anhand von ausgeklügelten Experimenten leistete Astrid Vogel einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der Sinnessysteme dieser Tiere. Die Arbeit bietet darüber hinaus interessante Ansatzpunkte für ein besseres Verständnis dafür, wie Lebewesen Information verarbeiten und wie ihre Sinnessysteme das generelle Problem lösen, Informationen aus der Umwelt trotz einer Vielzahl von Störungen schnell und zuverlässig zu verarbeiten. Astrid Vogels Befunde lassen den interessanten Schluss zu, dass das Hörsinnessystem der Heuschrecke nach ähnlichen Prinzipien funktioniert wie das von Wirbeltieren.

Die Wissenschaftlerin hatte sich für ihre Promotion das Ziel gesetzt, den Einfluss interner Rauschquellen auf die Filtermechanismen von Nervenzellen zu ergründen. Für eine derartige Untersuchung eignete sich in besonderer Weise das Hörsystem der Wanderheuschrecke Locusta migratoria. Um deren Hörsystem möglichst umfassend zu charakterisieren, hat Astrid Vogel in einer beeindruckenden Anzahl von Versuchen die Aktivität der Nervenzellen am lebenden Tier mit Hilfe von Mikroelektroden gemessen. Dabei hat sie äußerst geschickt experimentiert und die Impulse verschiedener Nervenzellen gleichzeitig erfasst - dies in einem Nervenknoten, der weniger als 1 Quadratmillimeter Oberfläche aufweist. Außerdem hat sie selbst Versuchs- und Auswerteprogramme geschrieben.

Prof. Heribert Hofer, Direktor des Instituts für Zoo- und Wildtierforschung im Forschungsverbund Berlin, würdigte in seiner Laudatio die Arbeit der Nachwuchswissenschaftlerin: "Sie hat ihre Forschungsergebnisse in einer in Konzeption und Ausführung höchst beeindruckenden Dissertationsschrift niedergelegt." Prof. Walter Rosenthal, Direktor des Forschungsinstituts für Molekulare Pharmakologie und Vorstandssprecher des Forschungsverbundes, urteilte: "Die Preiskommission würdigt eine außergewöhnlich fundierte und hervorragende Dissertation sowie eine vielversprechende Forscherin."

Die Arbeit Astrid Vogels trägt den Titel "Neuronale Variabilität und Korrelationen als begrenzende Faktoren für die Verarbeitung und Kodierung zeitlich strukturierter akustischer Signale". Der Nachwuchswissenschaftlerinnen-Preis des Forschungsverbundes Berlin ist mit 3.000 Euro dotiert und wird seit dem Jahr 2001 jährlich vergeben.

 

Aus dem Lebenslauf der Preisträgerin

Astrid Vogel (Jahrgang 1973) stammt aus Dessau und machte dort auch Abitur. Von 1992 bis 1998 studierte sie Biologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihr Hauptfach war Tierphysiologie, die Nebenfächer Biochemie und Biophysik. Sowohl ihre Diplomarbeit als auch die Dissertation betreute Prof. Dr. Bernhard Ronacher. Astrid Vogel plant, ihre Forschung zu neuronalen Strukturen demnächst in Hamburg in der renommierten Arbeitsgruppe von Prof. Melitta Schachner-Camartin (Zentrum für Molekulare Neurobiologie) fortzusetzen und dort insbesondere die molekularen Zusammenhänge der Signalweiterleitung und der Verbindungen zwischen Nervenzellen zu studieren.

 

 

Mehr zum Preis

Mit der Auszeichnung will der FVB besondere Leistungen junger Wissenschaftlerinnen anerkennen und dazu beitragen, der Forschungstätigkeit neue Impulse zu geben. Ebenso ist der Forschungsverbund bestrebt, begabte Frauen zu fördern, um so deren Anteil in Wissenschaft und Forschung zu erhöhen. Ausgezeichnet werden Promotionen in einem Forschungsgebiet, das von den Instituten des Forschungsverbundes Berlin bearbeitet wird; die Arbeit muss jedoch nicht an einem Institut des Forschungsverbundes Berlin entstanden sein. Die Kandidatinnen müssen an einer der Universitäten in Berlin oder Brandenburg promoviert haben.

 

Der Forschungsverbund Berlin (FVB) vereint acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftliche Forschungsinstitute in Berlin, die alle wissenschaftlich eigenständig sind, aber im Rahmen einer einheitlichen Rechtspersönlichkeit gemeinsame Interessen wahrnehmen. Alle Institute des FVB gehören zur Leibniz-Gemeinschaft.