Pressemitteilung | IGB | 03-03-2011

Wolken verstärken Lichtverschmutzung

Die Helligkeit des Nachthimmels hängt stark von der Wolkenbedeckung ab. Dort, wo keine künstliche Beleuchtung ist, machen Wolken den Himmel dunkler, denn sie verdecken die Sterne. In Städten ist dieser Effekt umgekehrt, zeigten Forscher des IGB und der FU Berlin.

Wolken verstärken Lichtverschmutzung

Eigentlich machen Wolken den Nachthimmel dunkler – bei künstlichem Licht wird es jedoch heller, weil die Wolken das Licht reflektieren.|Foto: C. Kyba

 

Die Helligkeit des Nachthimmels hängt stark von der

Wolkenbedeckung ab. Dort,wo keine künstliche Beleuchtung ist, machen Wolken den Himmel dunkler, denn sie

verdecken die Sterne.

Eine Gruppe von Physikern und Ökologen der Freien

Universität Berlin und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und

Binnenfischerei (IGB) konnten nun in einer Studie zeigen, dass in städtischen

Regionen dieser Effekt genau umgekehrt ist. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass

selbst an einem ländlichen

Standort in der Nähe von Berlin der bewölkte Himmel etwa dreimal

heller war als ein klarer Himmel. Direkt in der Stadt ist der Himmel bei

dichter Bewölkung sogar zehn Mal heller als in sternklaren Nächten“, sagt Dr.

Christopher Kyba, Physiker am Institut für Weltraumforschung der Freien

Universität Berlin und Erstautor der gerade in PLoS ONE veröffentlichten Studie.

Schuld an

diesem Phänomen ist künstliches Licht bei Nacht, welches in den Himmel

abgestrahlt wird. „Wenn Wissenschaftler den Einfluss von Lichtverschmutzung auf

Mensch und Natur untersuchen, verwenden sie häufig Satellitenaufnahmen aus

sternenklaren Nächten, um die Lichtemission zu quantifizieren. Bei zukünftigen

Studien zur Lichtverschmutzung muss aber auch der Einfluss der Bewölkung

berücksichtigt werden“, so Kyba.

Die Wissenschaftler nutzten für Ihre

Untersuchungen handelsübliche „Sky Quality Meters“ zur Messung der Helligkeit

des Nachthimmels. Dr. Franz Hölker, Ökologe, Autor der Studie und Projektleiter

von „Verlust der Nacht“: „Jetzt, da wir eine Analysemethode entwickelt haben,

um den Einfluss von Wolkenbedeckung zu quantifizieren, wird der nächste Schritt

sein, unser Untersuchungsnetzwerk auszubauen. Das ‚Sky Quality Meter‘ ist ein

kostengünstiges und leicht zu handhabendes Gerät, daher hoffen wir, auch andere

Wissenschaftler und Amateurforscher für dieses Projekt begeistern zu können, um

so eine weltweite Datenbank mit Messungen zur Helligkeit des Nachthimmels aufzubauen.“

Das Projekt wurde von den beiden

interdisziplinären Projekten MILIEU (http://www.milieu.fu-berlin.de/en/index.html)

und „Verlust der Nacht“ (http://www.verlustdernacht.de/index.html)

unterstützt. MILIEU (Der Mensch im Ballungsraum unter Klima- und

Umwelteinflüssen) ist ein an der Freien Universität Berlin angesiedeltes und

von der „Exzellenzinitiative“ gefördertes Forschungscluster zu inter- und

transdisziplinärer Klima- und Umweltforschung im urbanen und periurbanen

Kontext.

In dem interdisziplinären BMBF Projekt

„Verlust der Nacht“ untersuchen Wissenschaftler erstmals gemeinsam die

ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen

Auswirkungen, aber auch die Ursachen für die zunehmende Beleuchtung der Nacht.

Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse sollen Lösungsansätze für moderne

Beleuchtungskonzepte und nachhaltige Techniken entstehen.

Kontakt

Dr. Christopher Kyba
Freie Universität Berlin / IGB
(030) 838 71140
christopher.kybawew.fu-berlin.de

Dr. Franz Hölker
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)
Tel.: (030) 64 181 665
hoelker@igb-berlin.de
www.igb-berlin.de