Das Beleuchtungssystem wurde in Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sowie der Technischen Universität Berlin entwickelt und in der Kategorie „Transformationsprodukte Natur” mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Denn es ist eine wichtige Lösung im Hinblick auf das Insektensterben.
„Tal Shield” verringert das Streulicht genau dort, wo Insekten unterwegs sind – und macht die Lampe für sie deutlich weniger attraktiv. Feldstudien des IGB zeigten, dass sich die Anziehungskraft auf Insekten im Vergleich zu herkömmlicher LED-Beleuchtung um bis zu 92 Prozent reduzieren lässt, ohne die Verkehrssicherheit zu beeinträchtigen.
Die Leuchte nutzt speziell konstruierte Blenden, die das Licht gezielt auf Straßen und Wege lenken. In Kombination mit „Circularen Lichtprofilen”, welche die Lichtfarbe und -intensität an die Aktivitätsmuster nachtaktiver Insekten anpassen, trägt „Tal Shield” dazu bei, die Bedürfnisse von Mensch und Natur in Einklang zu bringen; Pilotprojekte in Kommunen wie beispielsweise Ahrenshoop, Fürth oder Karlsruhe belegen, dass sich Lichtverschmutzung und Belastung der Tierwelt verringern lassen und zugleich Energie gespart werden kann.
Die Jury würdigte den wissenschaftlich fundierten Ansatz, der ökologische Rücksichtnahme mit technischer Effizienz verbindet. Das skalierbare Konzept bietet Kommunen eine praxistaugliche Lösung für den Biodiversitätsschutz und eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Dr. Sibylle Schroer, Koordinatorin der Forschungsprojekte zur Lichtverschmutzung am IGB, ist begeistert: „Alles begann mit der Idee: Was wäre, wenn Leuchten Masken hätten, die den Lichtschein gezielt dorthin lenken, wo wir Licht in der Nacht benötigen – auf dem Gehweg oder der Straße, aber nicht mehr im Flugraum von Insekten? Hier wird das Zusammenspiel aus intensivem Netzwerken und wissenschaftlicher Expertise belohnt, denn für die Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in kommunale Kontexte ist eine hohe kommunikative und administrative Leistung erforderlich.“
Dr. Franz Hölker, Leiter der Forschungsgruppe Lichtverschmutzung und Ökophysiologie, betonte die Bedeutung der Auszeichnung: „Wir vom Forschungsteam Lichtverschmutzung freuen uns sehr über diese Auszeichnung und hoffen, dass das Produkt eine breite Anwendung findet – vor allem in sensiblen Gebieten wie in der Nähe von Naturschutzgebieten, Süßwasserökosystemen oder anderen Gebieten mit hoher Biodiversität.“
LiTG Nachwuchspreis für Catherine Pérez Vega
Und es gibt noch eine Auszeichnung für die Forschungsgruppe: Die ehemalige Doktorandin Dr. rer. nat. Catherine Pérez Vega erhielt den für ihre Dissertation den LiTG Nachwuchspreis Licht, Technik und Gestaltung 2025 (Category II: Dissertations) der Deutschen Gesellschaft für LichtTechnik und LichtGestaltung e.V.
Der Titel der Dissertation lautete "The Environmental Impact of Artificial Light in Urban Settings: Gaps, Challenges and Sustainable Lighting Design". Catherine Pérez Vega untersuchte das Ausmaß von Lichtverschmutzung auf Gewässer am Beispiel der Spree in Berlin. Und sie entwickelte in einem transdiszipinären Ansatz Leitlinien für die Gestaltung von Beleuchtungssystemen in der Nähe von Gewässern, um Wanderfische vor den Folgen von Lichtverschmutzung zu schützen. Lachs, Aal & Co. reagieren nämlich empfindlich auf Brücken- und Wegebeleuchtung. Diese können die natürlichen Bewegungsmuster der Fische verändern und somit deren Fortpflanzung und Überleben gefährden.


