Neues Verbundjournal informiert über Partnerprojekte mit polnischen Wissenschaftlern
Zwischen Deutschland und Polen existieren vielfältige Wissenschaftsbeziehungen. Die Bundesrepublik ist nach Ansicht polnischer Experten der wichtigste Kooperationspartner für die Institute der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN). Das berichten Prof. Eugeniusz Cezary Król und Prof. Edmund Dmitrów vom Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN) in Berlin in einem Gastbeitrag für das "Verbundjournal". Diese vierteljährlich erscheinende Zeitschrift informiert über Ereignisse und Ergebnisse aus den Instituten des Forschungsverbundes Berlin e.V. (FVB).
Das Titelthema des Septemberheftes lautet "Forschungspartner Polen". In größeren Beiträgen werden darin Kooperationen vorgestellt, wie sie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), das Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI), das Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) sowie das Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) pflegen.
Der Gastbeitrag der polnischen Wissenschaftler ordnet die nachbarschaftlichen Forschungsbeziehungen in einen größeren Kontext ein. Prof. Eugeniusz Cezary Król und Prof. Edmund Dmitrów gehören beide zum "Polnischen Wissenschaftlichen Forum in Deutschland", das am Wissenschaftlichen Zentrum der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin angesiedelt ist; Prof. Król leitet das Wissenschaftliche Zentrum.
Das erst kürzlich gegründete Forum vereint Wissenschafter polnischer Abstammung, die in Deutschland forschen und lehren. "Es steht auch deutschen Kollegen offen, deren Forschungsinteresse sie mit Polen verbindet", schreiben Król und Dmitrów. Weitere Ziele des Forums seien die Unterstützung der Zusammenarbeit von polnischen und deutschen Forschungseinrichtungen, die Popularisierung der polnischen Wissenschaft sowie die Verbreitung der polnischen Sprachkenntnisse und des Wissens über Polen in Deutschland.
Die deutsch-polnische Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Hochschulen und Forschungsinstitutionen reicht in die 1960-er und 1970-er Jahre zurück. Nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs haben die Kontakte nach Angaben der polnischen Experten sowohl qualitativ als auch quantitativ ein höheres Niveau erreicht. So kamen aus deutschen Forschungseinrichtungen in den neunziger Jahren mehr Wissenschaftler als aus allen anderen ausländischen Instituten insgesamt nach Polen.
Vielfach beruhen die Kontakte auf langjährigen persönlichen Beziehungen, die immer wieder zu Gastaufenthalten führen. Das ist auch am Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik der Fall. Wer am WIAS nach Verbindungen zu Polen sucht, der wird an mehreren Stellen fündig. Der Mathematiker Marek Niezgódka ist Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des WIAS. Er ist Professor an der Warschauer Universität und Leiter des dortigen Interdisziplinären Zentrums für Mathematik und Computermodellierung. Aktiv am Weierstraß-Institut tätig ist Krzysztof Wilmanski: Der gebürtige Pole leitet eine Forschungsgruppe am WIAS.
Es ist allerdings gar nicht so einfach, junge Wissenschaftler aus Polen zu rekrutieren. Woran liegt das? Krzysztof Wilmanski sagt, es habe zwar nie an Bemühungen gemangelt. Doch nach den Umwälzungen in Polen habe sich der wissenschaftliche Nachwuchs dort eher in Richtung Wirtschaft orientiert. Junge Mathematiker, die sich für Numerik, Statistik oder Informatik interessierten, hätten in der boomenden Informations- und Kommunikationsindustrie größere Chancen gehabt als in der Wissenschaft. "Deshalb fehlt in Polen zurzeit eine ganze Mathematikergeneration", sagt Wilmanski.
Klar ist aber, dass gerade auf dem Gebiet der Mathematik mit Polen ein ebenbürtiger Partner zur Gemeinschaft der EU-Länder stößt. "In Polen hat die internationale Kooperation, auch mit westlichen Ländern, eine lange Tradition", weiß Prof. Jürgen Sprekels, Direktor des WIAS. Er selbst blickt auf lange Jahre der Kontakte zurück, die noch in den 1980-er Jahren geknüpft worden waren. Dreh- und Angelpunkt war seinerzeit das Banach-Zentrum in Warschau, wo Mathematikkongresse stattfanden und wissenschaftlicher Austausch gepflegt wurde. Das Zentrum existiert heute noch. "Die Kontakte zum Banach-Zentrum waren immer außerordentlich intensiv", sagt auch Margitta Teuchert, Wissenschaftliche Assistentin des Direktors.
Das Weierstraß-Institut ist selbst eine Drehscheibe zwischen Ost und West; und das auch schon seit geraumer Zeit. "Bei uns am Institut hat man 1989 nicht nur nach Westen geblickt", berichtet Margitta Teuchert. Vielmehr habe man die Kooperationen, die noch aus DDR-Zeiten herrührten, weiter gepflegt. Der wechselseitige Austausch von Wissenschaftlern ist am WIAS Programm. So weist die Bilanz aus den Jahren 2000 bis 2002 allein 74 wissenschaftliche Gäste aus Osteuropa auf, die ein bis drei Monate lang am Institut in Berlin-Mitte arbeiteten. "Wir haben auch viele Mitarbeiter angestellt, die aus Osteuropa kommen", sagt Prof. Sprekels, dazu kommen zahlreiche Stipendiaten. "Russisch ist neben Deutsch und Englisch die dritte Umgangssprache am WIAS."
Kontakt: Josef Zens, Forschungsverbund Berlin e.V. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Rudower Chaussee 17, 12489 Berlin Tel.: 030 6392-3338 (Fax: -3333), Email |