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Press Release | | 15-12-2012

Vom Provisorium zur Perlenkette der Wissenschaft

20 Jahre Forschungsverbund Berlin: Beim Festakt am 24. Oktober im Kronprinzenpalais in Berlin wurde die Erfolgsgeschichte des Forschungsverbundes Berlin gefeiert – und auf eine Zukunft angestoßen.

Vom Provisorium zur Perlenkette der Wissenschaft

20-Jahr-Feier im Kronprinzenpalais, Unter den Linden, in Berlin.|Foto: David Ausserhofer

 

20 Jahre Forschungsverbund Berlin: Beim Festakt am 24. Oktober wurde die Erfolgsgeschichte des FVB gefeiert – und auf eine Zukunft angestoßen, in der die Institute des Verbunds weiterhin maßgeblich zur Attraktivität des Wissenschaftsstandorts Berlin beitragen dürften.

Es gibt in Berlin viele prächtige Orte, an denen Jubiläen würdig begangen werden können. Für das 20-jährige Bestehen des Forschungsverbunds, das unter dem Motto „Rückblick – Einblick – Ausblick“ gefeiert wurde, war die Wahl auf ein Haus gefallen, das kaum passender hätte sein können: das Kronprinzenpalais am  Prachtboulevard Unter den Linden. Hier wurde im Sommer 1990 der Einigungsvertrag unterschrieben. Und ohne die deutsch-deutsche Geschichte hätte es auch den Forschungsverbund nicht gegeben.

Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, brachte diesen Zusammenhang in seinem Grußwort auf den Punkt: So sei die „deutsch-deutsche Wissenschaftsvereinigung ein großer Erfolg gewesen, und der Forschungsverbund war Teil und Motor dieser Entwicklung – die nur möglich gewesen ist durch das enorme Engagement vieler Menschen“, wie er betonte.

Die Vergangenheit wurde auch in weiteren Wortbeiträgen des Abends gewürdigt. Die neue Berliner Senatorin für Wirtschaft, Technologie und Forschung, Cornelia Yzer, war dem FVB bereits in dessen Gründungsphase begegnet, die in ihre Amtszeit als Staatssekretärin im Bundesforschungsministerium fiel. Die acht Institute, hob sie hervor, „können stolz sein auf die Arbeit, die sie bei Aufbau und Profilierung geleistet haben: Sie sind eine Perlenkette der Wissenschaft durch ganz Berlin“. Yzer wünschte sich auch für die Zukunft Ausgründungen und Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen – „wenn Sie so weitermachen, haben Sie mich als Ihre Bündnispartnerin an Ihrer Seite“, versprach die Senatorin.

Dietrich Nelle, Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Forschung, erinnerte daran, dass die heutige Leistungskraft der Verbund-Institute „keine Selbstverständlichkeit ist und in einem zeitweise durchaus schmerzhaften Prozess“ der Evaluierung durch den Wissenschaftsrat entstand. Nelles Wünsche für die Zukunft: Der FVB solle „sein Potenzial noch stärker nutzbar machen, sowohl für seine Institute als auch für die Leibniz-Gemeinschaft insgesamt, Synergien mit den Hochschulen intensiver nutzen und seine strategische Handlungsfähigkeit stärken“.

Peter-André Alt, Präsident der Freien Universität Berlin, stellte fest, dass die Attraktivität des Forschungsstandorts Berlin nicht zuletzt der Entwicklung des FVB zu verdanken sei. Als Beispiel für zahlreiche erfolgreiche Kooperationen, an denen der Forschungsverbund Anteil hat, nannte Alt den gemeinsam von FU und IZW eingerichteten Studiengang Tiermedizin. Die Stadt sei aber „voller noch nicht hinreichend gehobener Potenziale“, und deswegen gelte es, weitere modellbildende Kooperationen zu schaffen und gemeinsam berufene S-Professuren einzurichten.

Wie entscheidend die Vergangenheit für zukünftige Neuerungen ist, zeigte Klaus von Klitzing in seinem Festvortrag. Der Nobelpreisträger für Physik von 1985 und Direktor am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart war Mitglied im Gründungskomitee des PDI und einige Jahre im Beirat des Instituts. In seinem Vortrag ging es um die Maßeinheiten, die den Naturwissenschaften zugrunde liegen.

Max Planck und Paul Drude waren überzeugt, dass hierfür Größen zu Verwendung kommen müssten, die naturgegeben und unveränderlich sind. Sechs dieser sieben Größen lassen sich inzwischen über unveränderliche Naturkonstanten bestimmen, zum Beispiel der Meter, dessen Länge seit 1983 dadurch definiert ist, welche Strecke das Licht in einem genau festgelegten Zeitraum zurücklegt. Einzig das Kilogramm wird auch heute noch bestimmt durch eine menschengemachte Größe, das in Paris liegende Urkilogramm. Zwei Verfahren – die Watt-Waage und das Avogadro-Projekt – sind derzeit für die neue Definition des Kilogramms im Rennen. Am Avogadro-Projekt ist auch ein Institut des Forschungsverbunds beteiligt: Im IKZ werden Kristalle gezüchtet, die ab 2014 das neue Ur-Kilo definieren könnten.

Vergangenheit und Zukunft des Forschungsverbunds hatten an diesem Abend auch eine persönliche Dimension: Falk Fabich, Geschäftsführer des FVB seit der ersten Stunde, wurde von den Rednerinnen und Rednern des Abends mit Worten der Anerkennung und des Danks verabschiedet, und Manuela Urban, seit Anfang Oktober neue Geschäftsführerin, verlieh in einer kurzen Ansprache ihrer Freude Ausdruck, die Zukunft des FVB mit gestalten zu können. Diese Zukunft könnte sich nach Ansicht von Peter-André Alt auf mindestens weitere 15 Jahre erstrecken – denn erst im Alter von 35 bis 40, wusste der FU-Präsident zu berichten, erreichen Naturwissenschaftler für gewöhnlich das Alter, in dem sie am produktivsten sind.