Eine einzigartige Spezies droht vom
Erdball zu verschwinden: Vom Sabah-Nashorn (Dicerorhinus sumatrensis
harrisoni), einer Unterart des Sumatra-Nashorns, gibt es nur noch etwa
50 Exemplare.
Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und
Wildtierforschung (IZW) starten jetzt gemeinsam mit dem Zoo Leipzig,
der malaysischen Regierung und malaysischen Naturschutzorganisationen
(Sabah Wildlife Department [SWD] und Borneo Rhino Alliance [BORA]) ein
umfangreiches Programm zum Schutz und zur Nachzucht des imposanten
Säugetiers. "Es ist höchste Zeit, diese Art zu retten. Das
Sabah-Nashorn gehört zum kulturellem Erbe unserer Region, wir benötigen
jetzt eine proffessionelle Expertise", sagt Datuk Masidi Manjun,
Minister für Tourismus, Kultur und Umwelt von Sabah in Malaysia, der
letzte Woche deutsche Wissenschaftler vom IZW und Zoo Leipzig empfangen
hat.
Das Sabah-Nashorn ist eine Indikatorart für ein intaktes Ökosystem - den Tieflandregenwald. Wenn diese "Umbrella-Art" (engl. umbrella -
Regenschirm) ausstirbt, werden unzählige anderen Arten, die unter dem
"ökologischen Schutzmantel" des Sabah-Nashorns leben, verschwinden.
"Die Wissenschaftler vom IZW werden uns mit ihrer Expertise im Bereich
der Reproduktionsmedizin helfen, den Gesundheits- und
Fruchbarkeitsstatus der Tiere zu bestimmen", berichtete Dr. Laurentius
Ambu, Direktor des Sabah Wildlife Departments nach einem ersten Treffen
aller beteiligten Projektpartner in Kota Kinabalu in Malaysia am
letzten Freitag. Ambu weiter: "Die Experten werden uns Vorschläge
unterbreiten, wie man am erfolgreichsten eine Aufzucht etablieren kann".
Das Sabah-Nashorn ist mit nur einem Meter dreißig Schulterhöhe das kleinste Nashorn der Welt. Es lebt vor allem in den Flachlandregenwäldern des
malaysischen Bundesstaates Sabah auf der Insel Borneo. Doch sein
Lebensraum ist stark bedroht: Der üppige Regenwald fällt zunehmend
Ölpalmplantagen zum Opfer. Dadurch wird das einzelgängerische Tier von
seinen Artgenossen getrennt und kann sich nicht mehr fortpflanzen. Die
malaysische Regierung hat bereits gemeinsam mit der Bornea Rhino
Alliance (BORA) damit begonnen, eine Aufzuchtstation für
Sabah-Nashörner zu errichten. In dieser Station sollen sich die Tiere
verpaaren. "Zunächst müssen wir untersuchen, ob die Tiere
fortpflanzungsfähig sind", so Dr. Petra Kretzschmar vom IZW. Denn es
gibt Hinweise darauf, dass durch den Pestizideinsatz beim Anbau von
Ölpalmen die Fruchtbarkeit der Tiere beeinträchtigt wurde.
Für die Erhaltung der Art ist es wichtig schnell zu Ergebnissen zu kommen,
daher wollen die Forscher die Tiere auch künstlich besamen. Dabei
sollen modernste Methoden der assistierten Reproduktion von Großtieren
zum Einsatz kommen. Beteiligt ist deshalb auch das
IZW-Spezialisten-Tierärzteteam um Dr. Thomas Hildebrandt, das bereits
bei der Zucht von Nashörnern in Zoos spektakuläre Erfolge erzielen
konnte. Der Zoo Leipzig wird sich vor allem für optimale
Haltungsbedingungen der Tiere einsetzen und die lokalen Mitarbeiter der
Zuchtstation entsprechend schulen.
Darüber hinaus sind sich alle Beteiligten einig, dass das Projekt auch dem
Schutz des Tieflandregenwaldes dienen soll und unter Einbeziehung der
Bevölkerung durchgeführt wird. Dazu soll ein lokales und
internationales Informations- und Bildungsprogramm entwickelt wer-den.
Ein sanfter Tourismus und die Einwerbung von Spendengeldern sorgen für
Aufklärung in der Öffentlichkeit und könnten zu einer wirtschaftlichen
Basis der Zuchtstation werden.
Im Jahr 2011 wird im Zoo Leipzig die Tropenerlebniswelt "Gondwanaland"
eröffnet. Der hier gepflanzte Regenwald sowie die in ihm lebenden
Tierarten werden als Botschafter bedrohter Regenwälder wirken. Das
Sabah-Nashorn-Schutzprojekt "Sabah Rhino Conservation Project (SRCP)"
wird sich in der Tropenhalle von Gondwanaland einem Millionenpublikum
präsentieren und so einen wichtigen Beitrag für den Erhalt des
Sabah-Nashorns leisten.
Informationen und Fotos:
Leibniz-Institut für Zoo- und
Wildtierforschung (IZW)im Forschungsverbund Berlin e.V., Alfred-Kowalke-Str. 17, 10315 Berlin, GERMANY, www.izw-berlin.de Dr. Petra Kretzschmar, 0049 30 5168 718, kretzschmargmx.de Steven Seet, 0049 30 5168 108, seetizw-berlin.de Zoo Leipzig GmbH, Pfaffendorfer Straße 29, 04105 Leipzig, www.zoo-leipzig.de Frank Oberwemmer, 0049 341 59 33 515, foberwemmerzoo-leipzig.de
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